SCHNELLE EINGREIFTRUPPE II
Rotation mit Problemen
Die Nato Response Force (NRF) ist eine schnell einsatzbereite und modern ausgerüstete Eingreiftruppe des Atlantischen Bündnisses für den weltweiten Einsatz, die als ein zentrales Element im Transformationsprozess der Nato gilt. Zu ihr tragen Land-, Luft- und Seestreitkräfte wie auch Spezialkräfte der Mitgliedstaaten bei.
Die Aufstellung der NRF wurde im Jahr 2002 auf dem Nato-Gipfel in Prag beschlossen. Die bis zu 25.000 Mann starke, multinationale Truppe soll im "gesamten Aufgabenspektrum" des Bündnisses eingesetzt werden können. Das beinhaltet nicht zuletzt die Fähigkeit, auch gegen etwaigen Widerstand in einem Einsatzgebiet zu operieren. Weiterhin soll sie sich durch eine "hohe Reaktionsfähigkeit" auszeichnen: Nicht mehr als fünf bis maximal 30 Tage dürfen nach der "Aktivierung" verstreichen, bis ihre Verlegung ins Einsatzgebiet erfolgt. In diesem soll sie 30 Tage lang zu selbstständigen Operationen befähigt sein. Bei entsprechender logistischer Unterstützung verlängert sich dieser Zeitraum auf bis zu 180 Tage. Die NRF wird zu zahlreichen vorstellbaren Einsatzszenarien auf Abruf gehalten. Dazu gehören die Evakuierung von Zivilisten und Embargo-Operationen genauso wie Einsätze zur Bewältigung humanitärer Krisen oder im Rahmen der "Krisenbewältigung" und des "Konfliktmanagements" und nicht zuletzt die Unterstützung von Anti-Terror-Operationen.
Die Nato Response Force ist allerdings keine stehende Einheit. Sie wird vielmehr von den Nato-Partnerstaaten in einem Rotationsverfahren zusammengestellt. Die durch die Mitgliedstaaten bereitgestellten Truppen werden zunächst in einer sechs Monate langen Vorbereitungsphase ausgebildet und permanent trainiert, anfänglich in nationaler Verantwortung, dann durch die Nato. Abschließend erfolgt ihre "Zertifizierung", und man erklärt sie, sofern sie die Anforderungen erfüllen, für einsatzbereit. Danach stehen sie in einer sechs Monate langen "Standby-Phase" für Einsätze zur Verfügung.
Mit der Aktivierung erfolgt die Kommandierung der NRF zu einem Einsatz. Die politische Entscheidung dazu wird durch den Nordatlantikrat im Konsensprinzip getroffen. Die Befehlsgewalt geht dann auf den Oberkommandierenden des Nato-Hauptquartiers Europa (Supreme Allied Commander Europe) über. Er wählt aus den einsatzbereiten NRF-Truppenkontingenten die erforderlichen Komponenten aus.
Die nationalen Regierungen, in Deutschland auch der Bundestag, müssen dem Einsatz zustimmen. Formell ist die NRF seit 2006 einsatzbereit. Allerdings wurde dieser Status bereits 2007 durch den Oberkommandierenden infrage gestellt, da die Mitgliedstaaten ihre Zusagen nicht einhielten. Aufgrund der hohen Belastung der Nato-Streitkräfte durch Einsätze wie etwa in Afghanistan wurde im Oktober 2007 entschieden, den Umfang der NRF zu verkleinern, das Aufgabenspektrum jedoch beizubehalten.