Noch Jahrzehnte später können Menschen von ihren traumatischen Kindheitserlebnissen im Krieg geplagt werden. Nächtelang litten sie in Bunkern unter den Detonationen während Bombenangriffen, froren und hungerten auf Flüchtlingstrecks, bekamen Bilder zu sehen, die nicht für Kinderaugen bestimmt sind: von Vergewaltigungen, Erschießungen und Plünderungen.
Die Journalistin Anne-Ev Ustorf beschreibt in ihrem sehr einfühlsamen Buch "Wir Kinder der Kriegskinder" am Beispiel des Zweiten Weltkriegs, wie sich solche traumatischen Erinnerungen selbst noch auf die nächste Generation auswirken können. Etwa wenn Kinder von Vertriebenen selbst ein Gefühl der Wurzellosigkeit verspüren. Ihr Buch resultiert aus Gesprächen, die sie mit zwischen 1955 und 1975 geborenen Menschen geführt hat, deren Eltern unter ihren Kriegserfahrungen bis heute leiden. Ustorfs Buch, sie ist 1974 geboren, ist auch von eigenen Erfahrungen geprägt. So erzählt sie von der "emotionalen Unerreichbarkeit" ihrer Eltern, die zwar erst kurz nach dem Krieg geboren wurden, aber kurz vor dem Mauerfall eine traumatische Flucht von Ost- nach Westdeutland erlebten mit monatelangen Aufenthalten in Flüchtlingslagern.
Wir Kinder der Kriegskinder. Die Generationen im Schatten des Zweiten Weltkriegs.
Herder Verlag, Freiburg 2008; 189 S., 19,95 ¤