KARRIERE
Neben Noten und Engagement zählt Natürlichkeit
Für einen gut dotierten und Erfolg versprechenden Job bedarf es heutzutage eines perfekten Lebenslaufs: Einser-Abitur, nebenbei Engagement etwa als Schülersprecher oder Leistungssportler, dann abgeschlossenes Studium mit Bestnoten, davon ein Jahr im Ausland, Praktika in diversen Bereichen. Während viele Bewerber an diesem wichtigen Dokument permanent arbeiten und feilen, überfliegen die meisten Personalchefs den Lebenslauf in nur wenigen Minuten. Für den idealen Bewerber für ihr Unternehmen haben sie klare Vorstellungen. Angestrengt grübelt der junge Bewerber also über seiner Strategie. Was zählt wirklich bei der optimalen Selbstvermarktung?
Tatsächlich stellen Unternehmen gern Maximalforderungen, um unsichere Bewerber zu verschrecken, weiß Christian Püttjer, Inhaber des Beratungsinstituts Karriereakademie. Der Experte rät, nicht schüchtern zu sein, sondern ruhig eigene Stärken herauszuarbeiten. "Früher wurde aus dem Lebenslauf Potenzial ausgelotet, heute gibt es eine Profilprüfung, wodurch gesichert werden soll, wie sehr jemand auf die Stelle passt", sagt der Bewerbungsprofi. Entscheidend beim "pimpen" des Lebenslaufes sei es, neben der Angabe der einzelnen Stationen und Jobs genaue Tätigkeitsumschreibungen zu geben. Der Personalchef wolle schließlich wissen, was genau sich hinter der Bezeichnung "Promotion" verbirgt. "Vielen Bewerbern fällt es allerdings schwer, in die Details zu gehen", sagt Püttjer.
Der passgenaue Trainee bei Dr. Oetker sollte beispielsweise ein Auslandspraktikum vorweisen können; "Der Blick über den Tellerrand ist uns wichtig", sagt José Meine, Leiter Personal und Organisation der Oetker-Gruppe. Gern gesehen ist auch außeruniversitäres Engagement. Also das Sammeln von Erfahrungen beispielsweise im Organisieren, gleich bei welchen Aktivitäten. Das beweist, dass der Bewerber schon Eigenverantwortung übernommen hat. Ein Schmalspurstudent, der außer zu lernen keine weiteren Interessen zulässt, gehört nicht zur ersten Wahl. Stattdessen solle man sich lieber für einen Sportverein engagieren oder in einer gemeinnützigen Organisation mitwirken. "Ein schnelles Studium muss nicht von Vorteil sein, ebenso wenig wie gute Noten für Erfolg oder Misserfolg im Unternehmen entscheidend sind", erläutert Meine.
Ernst Harsch, Geschäftsführer der dm-Drogerie GmbH, fällt es schwer, seine Vorstellungen vom perfekten Lebenslauf bei mehr als 100.000 Bewerbungen jährlich zu pauschalisieren. "Der Handel ist ein sehr praktisches Geschäft, daher ist ein Hochschulstudium nicht in jedem Fall Voraussetzung. Oftmals brauchen die Bewerber dann sogar länger, zur banalen Praxis einen Bezug zu finden", sagt er. Die Firmenphilosophie beruhe auf Individualität. Ein wichtiges Einstellungskriterium bei der Drogeriemarktkette ist die Sozialkompetenz.
Die Fähigkeit im Team zu arbeiten, flexibel oder ehrlich zu sein, lässt sich nicht in Noten ausdrücken. Für die Personalchefs sind diese individuellen Züge aber mehr noch als die Klischees, jung zu sein und perfekte Lebenslaufstationen gesammelt zu haben, entscheidend. Der besondere Rat an die zukünftigen Bewerber lautet daher: auf Natürlichkeit achten!