Auf dem im Indischen Ozean gelegenen Inselstaat ist es zu einem umstrittenen Machtwechsel gekommen. Am 16. März hatte die Armee den Präsidentenpalast gestürmt. Der Bürgermeister der Hauptstadt Antananarivo und Führer der Opposition, Andry Rajoelina, bezog daraufhin die Zimmer. Der bisherige Amtsinhaber Marc Ravalomanana trat zurück.
Beide Politiker hatten sich seit Monaten einen erbitterten Machtkampf geliefert. Die Opposition warf Ravalomanana Korruption, Amtsmissbrauch und einen Ausverkauf des Landes vor. Die Absicht des Präsidenten, eine riesige Nutzfläche an den südkoreanischen Daewoo-Konzern zu verkaufen, schürte den Streit zusätzlich. Bei Auseinandersetzungen zwischen Anhängern von Regierung und Opposition waren seit dem 26. Januar insgesamt 130 Menschen ums Leben gekommen.
Der neue Präsident Andry Rajoelina gilt als charismatisch und volksnah. Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt versprach er dem Land "wirkliche Demokratie". Zudem will er alle politischen Gefangenen freilassen. Er erklärte: "Das Land muss ein Machtvakuum verhindern. Wir suchen nun den Weg zurück zu Normalität, Sicherheit und nationaler Versöhnung." Zwar ist der 34-jährige Geschäftsmann eigentlich sechs Jahre zu jung für das Präsidentenamt. Doch die Armee erklärte, ihm die Macht übergeben zu haben. Der Oberste Gerichtshof bestätigte seine Ernennung zum Präsidenten.
Die madagassische Bevölkerung reagierte erleichtert, vereinzelt wurde auf den Straßen der Hauptstadt auch gefeiert. Der neue Präsident versprach, in den kommenden zwei Jahren Neuwahlen abhalten zu wollen. Offen bleibt, ob die Partei des vertriebenen Präsidenten Ravalomanana den Machtverlust akzeptieren wird.