Alle Jahre wieder klagt der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestags in seinem Bericht diversen Verbesserungsbedarf bei der Bundeswehr ein. Dieses Mal hat Reinhold Robbe (SPD) vor allem den schlechten Zustand des Sanitätsdienstes und die zunehmende Unattraktivität der Berufslaufbahn als Militärarzt zu bemängeln. Auch andere Missstände widersprechen dem Selbstbild der Bundeswehr als einer Armee auf modernem Höchststandard: Zu viel interne Bürokratie, aber auch zu wenig Familienfreundlichkeit. Und Lücken in der Ausrüstung: In Afghanistan gibt es noch immer zu wenig gepanzerte Fahrzeuge und es stehen nicht ausreichend geschützte Geländewagen für die Ausbildung zur Verfügung.
Zur Behebung dieser Einzelprobleme mehr Geld zu fordern, ist richtig - reicht aber nicht aus. Dass es mit der Modernisierung der Bundeswehr zu schleppend vorangeht, hat seine tiefere Ursache im Desinteresse der Gesellschaft an ihrem Wohl und Wehe. Auslandseinsätze sind unpopulär, die Bedeutung des Dienstes, den deutsche Soldaten in der Ferne für Sicherheit und Freiheit unseres Landes leisten, wird kaum verstanden. Umso seltsamer mutet es an, wenn der Wehrbeauftragte die Abschaffung der Wehrpflicht mit dem Argument zurückweist, sie sichere die Bindung der Armee an die Gesellschaft. Als werde ein Soldat zum Sonderling, wenn er professionell statt gezwungenermaßen dient! Das jüngste Urteil des Kölner Verwaltungsgerichts, das zwei Einberufungsbescheid wegen fehlender Wehrgerechtigkeit aufhob, ist aber ein Signal, dass das Ende der Wehrpflichtigenarmee naht. Besser ist, sich dem unvermeidlichen Einschnitt jetzt zu stellen, das Selbstbewusstsein der Bundeswehr zu stärken und sie für ambitionierte junge Freiwillige anziehungskräftiger zu machen.