Politik ist ein Teamspiel, an dem ganz verschiedene Charaktere beteiligt sind." Der CSU-Abgeordnete Andreas Scheuer erklärt Politik gern mit Bildern aus dem Sport. Er selbst, in seinem Passauer Wahlkreis bei zahlreichen Sportvereinen engagiert, ist dann wohl eher als offensiver Charakter zu bezeichnen, oder - in der Sprache des Fußballs - im Angriff zu verorten. So machte der CSU-Verkehrsexperte kürzlich von sich reden, als er der Deutschen Bahn im Zusammenhang mit ihrer Spitzelaffäre vorwarf, die "Stasi-Zeit" fortzusetzen. Man kann dies unpassend nennen, für Scheuer ist das schlichtweg pointiert. "Die jüngere Generation im Bundestag darf sich das Recht zu knackigen Formulierungen schon einmal herausnehmen", sagt er angriffslustig.
Andreas Scheuer wurde 1974 in Passau geboren, dort ist er zur Schule gegegangen, dort hat er begonnen, sich politisch zu engagieren. So ist denn auch seine niederbayerische Mundart, die er selbstbewusst pflegt, unüberhörbare Zeugin seiner Herkunft. Als Abiturient trat Scheuer 1994 der CSU bei. "Zu meiner politischen Grundeinstellung passte eben nur eine Partei des konservativen Lagers", so Scheuer, "da war ich in der CSU richtig aufgehoben." Im Passauer Ortsverband wurde das junge CSU-Mitglied sofort in die politische Alltagsarbeit eingebunden. Eine passive Mitgliedschaft wäre ohnehin nichts für ihn gewesen: "Ich wollte schon gleich aktiv dabei sein."
Daneben studierte Scheuer seit 1995 an der Universität Passau Geschichte und Sozialkunde auf Lehramt. Politik als Beruf erschien ihm da - wenn überhaupt - nur ein Fernziel. Das ändert sich 1998 schlagartig. Scheuer hatte gerade sein erstes Staatsexamen abgelegt und wollte, wie er sagt, endlich etwas Praktisches machen.
Über Kontake aus dem Ortsverband gelangte er an ein Praktikum bei Edmund Stoiber, dessen Mitarbeiter er für ein Jahr wurde. Damit war die entscheidende Weiche für seine Zukunft gestellt. Der Zeitpunkt, sich politisch zu profilieren, konnte nicht besser gewählt sein: Landtagswahlen in Bayern, Wahlen im Bund und zum Europaparlament standen bevor. "Das war eine unglaubliche Erfahrung", erinnert sich Scheuer, "ich bin jeden Tag mit Stoiber unterwegs gewesen, alles in allem waren das hunderte Veranstaltungen." Den damaligen bayerischen Ministerpräsidenten habe er als sehr sympathischen und teamfähigen Chef kennengelernt, der ihm viel Vertrauen entgegen gebracht habe. Bewunderung für die Ära Stoiber und auch ein wenig Wehmut über ihr jähes Ende sind gerade vor dem desaströsen Wahlergebnis der CSU im vergangenen Herbst in jedem Wort Scheuers gegenwärtig.
Die bayerischen Bierzelte tauschte Scheuer 1999 wieder durch den Hörsaal der Universität Passau ein. Doch das neue Betätigungsfeld, das sich dem angehenden Lehrer eröffnet hatte, brachte ihn zum Umdenken. "Nach dem Jahr war klar: beruflich geht es in eine andere Richtung." Scheuer entschied sich für ein Studium der Politikwissenschaft, Politik als möglichen Beruf nun fest vor Augen. Die weiteren Stationen lesen sich wie eine klassische Parteikarriere: 2001 wird Scheuer in den Landesvorstand der Jungen Union Bayern gewählt. Im März 2002 zieht er in den Stadtrat von Passau ein. Im September wird er dann Mitglied des Bundestages; zunächst nur über die Landesliste Bayern, 2005 dann mit 58,5 Prozent direkt gewählt.
Andreas Scheuer ist seit 2005 Mitglied im Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Und er ist Obmann seiner Fraktion im Parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung.
In seinen Grundfesten konservativ ist Scheuer alles andere als rückwärtsgewandt. Das Web 2.0 ist zu seinem Medium geworden. Scheuer ist einer von fünf Bundestagsabgeordneten, die an dem Projekt "Bundestagebuch" des Fernsehsenders Phoenix teilnehmen. Mit einer Web-Cam dokumentiert der CSU-Abgeordnete dort eigenhändig seinen politischen Alltag. Man kann in Scheuer die junge Generation der CSU sehen, die nach dem Führungswechsel des Herbstes 2008 nun immer mehr ins politische Rampenlicht tritt.