Ein prominenter Journalist ist Ralf Bachmann nie gewesen. Er war immer einer von den ganz normalen Unauffälligen dieser Berufsgruppe, in der es wimmelt von sich selbst überschätzenden Eitlen. In seinem 80. Lebensjahr hat Bachmann 40 Artikel und Reportagen aus 60 Jahren publizistischer Arbeit zusammengestellt. Was diese Rückschau so beachtlich macht, sind nicht nur Bachmanns thematische Vielseitigkeit, sein besonderer Blick und seine hintergründige Ironie, sondern die Bereitschaft und Fähigkeit zur kritischen Selbstbetrachtung seines journalistischen Wirkens in der DDR "zwischen Wahrheit und Parteilichkeit".
Freimütig gibt Bachmann zu, "mitgemacht, nicht energisch genug widersprochen" zu haben, er gesteht Irrtümer ein und korrigiert sich nachträglich. Damit hat er ein Beispiel für Belehrbarkeit gegeben.
Bachmanns Buch ist aber keine Selbstbespiegelung, sondern ein kleines Kaleidoskop deutscher Geschichten und Geschichte von Grimma in Sachsen und Bonn am Rhein über einen Kibbuz bei Haifa bis Blumenau in Brasilien. Das Buch bietet eine anschauliche und amüsante Lektüre.
Ich habe alles doppelt gesehen.
Sax-Verlag, Beucha 2009;
302 S., 15 ¤