Bundestag
Peter Danckert fordert eine Verankerung des Sports im Grundgesetz
Der Mann redet selten drumherum - er ist ein Freund deutlicher Worte. Das mag an seiner Profession liegen - es ist schließlich der Job von Juristen klar zu denken und ebenso zu formulieren - oder an seiner Berliner Art. Es mag aber auch daran liegen, dass Peter Danckert in den vergangenen Jahren festgestellt hat, dass die Stimme der Politik im Sport nicht immer das Gewicht hat, das ihr nicht nur aus Sicht von Sportpolitikern gebührt. Wer dann noch vorsichtig formuliert, kann - im Sportlerdeutsch gesprochen -, "gleich einpacken". Und Einpacken, das entspricht so gar nicht dem Naturell von Peter Danckert.
Der SPD-Mann, seit 2005 sitzt er dem Sportausschuss des Deutschen Bundestages vor, ist kein Verteidiger, sondern Angreifer. Stetig ist er um eine Profilierung deutscher Sportpolitik bemüht. Mit klaren Vorstellungen und pointierten Forderungen bringt er das Thema und sich selbst immer wieder in Stellung: Der Sport muss ins Grundgesetz, zum härteren Kampf gegen Doping braucht es ein Antidoping-Gesetz und den Straftatbestand "Sportbetrug", die Autonomie des Sports hat ihre Grenzen und zur besseren Sportförderung muss ein eigenes Sportfördergesetz her.
Danckerts Forderungen sind nicht neu: Pünktlich zum 40-jährigen Bestehen des Sportausschusses in diesem Jahr hat er sie nun noch einmal öffentlichkeitswirksam in einem Buch zusammengefasst. "Kraftmaschien Parlament" heißt seine Sicht auf die Dinge. Das selbstgesetzte Ziel, einen leicht lesbaren Reader vorzulegen, erfüllt das Buch zwar nicht ganz. Es bietet aber eine interessante wenn auch teilweise sehr parteipolitisch gefärbte Zusammenschau der Sportpolitik auf Bundesebene, die es in dieser Form bisher noch nicht gab.
Dass Danckert auf vier Jahrzehnte parlamentarische Sportpolitik zurückblicken kann - seinem Forderungskatalog ist ein chronologischer Abriss deutscher Sportpolitik vorangestellt -, war dabei 1969 alles andere als absehbar: Gegründet als "Sonderausschuss für Sport und Olympische Spiele" sollte die Sportpolitik eigentlich nur bis zu den Wettkämpfen in München 1972 im Parlament ihren Platz haben. Nach den Spielen sollte der Ausschuss seine Arbeit wieder einstellen.
Das lag darin begründet, dass staatliche Einmischung in den Sport nach der Instrumentalisierung des Sports durch die Nationalsozialisten als unerwünscht galt. Außerdem sei der Sport damals noch nicht als das gesehen worden, was er sei, schreibt Danckert: "Sportpolitikexperten der Sportpresse beklagten (...), dass Parteien, Fraktionen und Ministerien die gesellschaftpolitische Bedeutung des Sports eher gering schätzten."
Wie sich der einstigen Sonderausschuss zu einer selbstbewussten Institution entwickelte, zeichnet Danckert ausführlich nach. Dabei lässt er es nicht aus, den politischen Gegner - meist die CDU - ein ums andere Mal als Bremser oder Blockierer darzustellen. Wie etwa beim Thema "Sport ins Grundgesetz".
Die "unverblümte Blockadehaltung" der Union sei der Grund, dass der Sport bisher noch nicht als Staatszielbestimmung im Grundgesetz stehe. Das ist für Danckert unter anderem nötig, um die Sportförderung von einer bisher freiwilligen staatlichen Aufgabe zur Pflichaufgabe zu machen.
Weil der sportpolitischen Aufgabenkatalog so umfangreich ist - neben der Förderung des Spitzensports und dem Kampf gegen Doping, will Danckert auch mehr für den Breiten- , den Schul- und den Berhindertensport tun - sei außerdem ein eigenständiges Ministerium für Sport und Jugend nötig, fordert Danckert. Sogar über die personelle Besetzung hat sich der SPD-Mann schon Gedanken gemacht: "Es sollten in den Referaten der Sportabteilung verstärkt Fachleute des Sports mitarbeiten. Nur so können die Voraussetzungen für eine neue, geradlinige Sportpolitik administrativ richtig begleitet werden." Es scheint, als positioniere sich hier jemand - klare Vorstellungen hat der Mann jedenfalls.
Kraftmaschine Parlament. Der Sportausschuss und die Sportpolitik des Bundes. Meyer & Meyer Verlag, Aachen 2009; 303 S., 19,95 ¤