wiederverwertung
Die deutsche Metallindustrie lebt auch von Sekundärrohstoffen
Die Rohstoffwelt ist geteilt. Während Energierohstoffe vorwiegend importiert und unwiederbringlich verbraucht werden, lassen sich Metalle und viele mineralische Rohstoffe zum Teil beliebig oft recyceln. Die Wiederverwertung ist für viele Branchen die wichtigste Rohstoffquelle. Die deutsche Metallindustrie lebt stark von Sekundärrohstoffen und ergänzt diese in der Produktion durch Erze oder anderes Primärmaterial. Durch Einschmelzen von einer Tonne Stahlschrott würden im Vergleich zum Einsatz von Primärrohstoffen die Emission von etwa einer Tonne CO2, etwa 650 Kilogramm Kohle und 1,5 Tonnen Eisenerz eingespart, rechnet der Branchenverband BDSV der Stahlrecyclingunternehmen vor.
"In unseren Prozess bei der Bleiherstellung setzen wir nur bis zu 40 Prozent Primärerze ein", sagt Reimund Westphal, Geschäftsführer der Recylex GmbH in Hannover. Das aus dem ehemaligen Rohstoffkonzern Preussag hervorgegangene deutsch-französische Unternehmen recycelt konzernweit pro Jahr rund zehn Millionen Altbatterien. "Wir haben die Wiederverwertung soweit perfektioniert, dass praktisch der gesamte Metallgehalt sowie das Kunststoffgehäuse einer Autobatterie recycelt wird." Die Recylex-Gruppe hat sich mit ihrer Technologie zum drittgrößten Bleiproduzenten in Europa entwickelt. Zwar werde der Anteil importierter Rohstoffe deutlich geringer, bleibe aber dennoch unabdingbar. Für Deutschland, dem führenden Recycling-Land gelte aber die Aussage, dass der Rohstoffimport von früher heute immer stärker durch ein Recycling-Know-how ersetzt werde. Der Recylex-Geschäftsführer glaubt nicht, dass das Schwermetall Blei ein Auslaufmodell ist. Rund 70 Prozent der Bleiproduktion von Recylex wird für Auto-Bleibatterien eingesetzt. Trotz aktueller Absatzkrise ist das Auto für Westphal ein Wachstumsmarkt.
Das gelte für Europa und noch stärker für Asien. "Die derzeit viel diskutierte Hybrid-Technologie wird das Blei im Automobil bis auf weiteres nicht ersetzen können", meint Westphal. Hierfür gebe es viele Gründe: Kosten, Sicherheit, Aktionsradius, Fahrverhalten, Fahrzeuggröße, Infrastruktur bei der Energieversorgung, Temperaturprobleme und anderes mehr. Sorgen um die Rohstoffversorgung der europäischen Industriestandorte macht sich der Recylex-Chef nicht, wenn bestimmte Rahmenbedingungen gesichert werden. "Nach meiner Einschätzung gab und gibt es keine physikalische Rohstoffverknappung. Wir brauchen aber verlässliche Vereinbarungen mit den Rohstoff erzeugenden Ländern. Das ist eine drängende politische Aufgabe", sagt Westphal. Außerdem fordert er Vorgaben für die Finanzmärkte, die die Metallmärkte stärker gegen Spekulationen absichern.
"Die Preisentwicklung der Metalle muss sich am Bedarf orientieren", fordert er. Es sei nicht hinnehmbar, dass sich Finanzkrisen zu Versorgungskrisen entwickeln können. Sorgen macht sich der Recylex-Chef über die Standortbedingungen für energie- und rohstoffintensive Industrien. Deutschland habe bereits zu viele eigene Rohstoff- und Energiequellen "abgeschaltet". Dazu dürfe es bei der Rohstoffquelle "Recyclingtechnologie" nicht kommen.