VON MICHAEL KLEIN
Weltweit ist die Jagd nach Rohstoffen ausgerufen. Auch Deutschland, als eines der bedeutendsten Industrieländer der Welt, ist stark abhängig von Energie- und Rohstoffeinfuhren. Dies wird dann immer besonders deutlich, wenn diese Stoffe auf dem Weltmarkt knapper werden und sich auch dadurch die Preise drastisch erhöhen. Zwar hat sich nach der sprunghaften Teuerung von Öl und Gas in den vergangen Jahren die Lage wieder entspannt. Doch scheint dies nur von vorübergehender Dauer zu sein.
Die Politik hat in der Zwischenzeit reagiert. Um die Importabhängigkeit langfristig zu verringern, wird zum Beispiel der Einsatz nachwachsender Rohstoffe besonders gefördert. Das reicht aber bei weitem nicht aus. Darüber hinaus fordern die Fraktionen des Bundestages einen Abbau von Handelshemmnissen und Wettbewerbsverzerrungen und setzen sich für eine aktive europäische Rohstoffaußenpolitik ein. Dagegen verfolgen die einzelnen Wirtschaftszweige in Deutschland unterschiedliche Strategien.
Das sind die Hauptthemen, mit denen sich "Das Parlament" in dieser Ausgabe beschäftigt. So wird das Rohstoffkonzept der Bundesregierung beleuchtet, mit dem auf die unverändert angespannte Lage auf den internationalen Rohstoffmärkten reagiert werden soll (S. 3). Den Standpunkt der Industrie dazu erläutert in einem Interview Ulrich Grillo, der rohstoffpolitische Sprecher des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Er warnt vor allem vor protektionistischen Maßnahmen (S. 2). Für den Chef der internationalen Energieagentur (IEA), Nobuo Tanaka, kann die Wirtschaftskrise auch auf dem Ölmarkt noch in mehreren Jahren Konsequenzen zeigen. Wegen der geringeren Investitionen prognostiziert er für 2013 einen Engpass bei der Ölförderung (S 8).
Einen weiteren inhaltlichen Schwerpunkt dieser Ausgabe bildet die Entwicklung der Rohstoffmärkte. Dabei wies die Preiskurve der meisten Rohstoffe lange Zeit nur nach oben. Kein Wunder, teilen sich bei einigen wichtigen Metallen wenige Großkonzerne den Markt unter sich auf (S. 5). Neben diesen bekannten Konzernen etablieren sich aber immer mehr chinesische und russische Firmen als neue Global Player. Von den oft notleidenden Unternehmen werden sie meist mit offen Armen empfangen (S. 6).
In der Diskussion um die Versorgungssicherheit bleibt oft unerwähnt, dass die heimische Kohle weiterhin wichtig für den Energiemix bleibt. Zu den Stärken und Schwächen der heimischen Energien äußern sich deshalb auch in einem Streitgespräch die Bundestagsabgeordneten Ulrich Kelber (SPD) und Gudrun Kopp von der FDP (S. 11) Zu den heimischen Ressourcen gehören auch die Sekundärrohstoffe. Bei der Verarrbeitung dieser Stoffe ist die deutsche Recyclingindustrie weltweit führend (S. 12). Eine weitere Ressource ist die Einsparung von Energie zum Beispiel durch Wärmedämmung, bei der noch viel Potential brach liegt. Hier gibt es für den Verbraucher zahlreiche Möglichkeiten, Energie und Geld zu sparen (S.13).