Seit Monaten hat die globale Finanz- und Wirtschaftskrise auch Deutschland fest im Griff. Was vor gut zwei Jahren mit dem Verfall der Immobilienpreise in den USA als (scheinbar) rein amerikanische Krise begann, hat sich mittlerweile zu einer Krise der Weltwirtschaft ausgeweitet - weit über den Finanzsektor hinaus. Staatliche "Rettungspakete" in dreistelliger Milliardenhöhe, die vor Kurzem noch undenkbar waren und künftigen Generationen einen gigantischen Schuldenberg hinterlassen werden, sind fast schon zur Normalität geworden. Selbst die Verstaatlichung von Banken ist kein Tabu mehr, sondern eine reale Option.
Nur wenige hielten anfangs eine solche Entwicklung für möglich, und viele renommierte Wirtschaftswissenschaftler räumen inzwischen ein, dass auch sie von diesem "Flächenbrand" überrascht worden sind. Ein klassischer Ökonom feiert indes ein unverhofftes Comeback: Die Lehren des Briten John Maynard Keynes (1883-1946) von einer aktiveren Rolle des Staates in der Marktwirtschaft, die er während der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren entwickelte, haben plötzlich an Aktualität gewonnen und sind in den öffentlichen Diskurs zurückgekehrt.
Die internationale Politik steht vor der Herausforderung, mit koordinierten Schritten die erstmals seit 60 Jahren schrumpfende Weltwirtschaft zu stabilisieren und dafür zu sorgen, dass Auswüchse, wie sie in den vergangenen Jahren an den Finanzmärkten alltäglich waren, in Zukunft unmöglich sind. Den Gipfel der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G-20) Anfang April 2009 in London werteten viele Beobachter als hoffnungsvollen Beginn.