Blumensträuße schmücken das Büro von Dorothee Bär. Unübersehbar: die Bodenvase mit den roten Rosen. Es sind exakt 31. Vor wenigen Tagen hatte die stellvertretende CSU-Generalsekretärin Geburtstag. "Ich kann gar nicht sagen, wie froh ich im letzten Jahr über die Drei vorne war", sagt sie mit einem Stoßseufzer. "Es hilft in der Politik, älter zu sein." Die 31-Jährige weiß, wovon sie spricht. Stets war sie die Jüngste in ihrer Partei: 2001 rückte die Politikstudentin mit gerade 23 Jahren in den Parteivorstand auf; 2002 zog sie als jüngste CSU-Abgeordnete in den Bundestag ein. "Zugetraut haben mir das viele damals nicht", bekennt Bär freimütig. Besonders in ihrem fränkischen Wahlkreis sei sie zunächst kritisch beäugt worden: "Das lief nach dem Motto: ‚Das Mädchen schauen wir uns erstmal an'." Aber, sagt Bär lachend, es sei immer besser, unterschätzt zu werden.
Ihre Partei tut das nicht: Seit Februar ist die gebürtige Bambergerin Vize-Generalsekretärin der CSU. Im Bundestag gehört Bär, die in der ersten Wahlperiode noch ihren Geburtsnamen Mantel trug, dem Ausschuss für Kultur und Medien an. Zudem ist sie Mitglied im Auswärtigen Ausschuss - und außenpolitische Sprecherin ihrer Landesgruppe.
Von einer Bilderbuchkarriere will sie dennoch nichts hören. Berufspolitikerin zu werden, sei nie ihr Ziel gewesen, beteuert Bär, die jedoch aus einer Familie stammt, in der politisches Engagement Tradition hat. "Ich wollte immer Journalistin werden!" Tatsächlich arbeitete sie während ihres Studiums für Zeitungen und Radioagenturen. Politik wurde erst zur Option, als 2002 Edmund Stoiber anfragte, ob sie für ihn Wahlkampf machen wolle. Da war Bär bereits zehn Jahre ehrenamtlich aktiv. Als 14-Jährige trat sie der Jungen Union bei, zwei Jahre später der CSU. Der Auslöser: "Die CSU war schon damals die einzige Partei mit klarem Wertefundament, die sich etwa auch klar gegen Abtreibung positionierte", erklärt Bär.
Seither machte die Nachwuchspolitikerin einerseits als Mitautorin des Papiers "Junge CSU für traditionelles Familienbild" auf sich aufmerksam. Andererseits lehnte sie das Betreuungsgeld ab, mit dem ihre Partei Mütter, die zuhause bleiben, belohnen wollte. Ein Widerspruch? "Ich bezeichne mich als wertkonservativ, doch das heißt nicht, dass ich vor der Realität die Augen verschließe", sagt Bär. Und die bedeute eben für viele Frauen, Beruf und Familie vereinbaren zu müssen und meist auch zu wollen. Sie selbst kehrte nach der Geburt ihrer Tochter schnell wieder in die Politik zurück - was nicht jeder in der CSU gerne sah. Doch Bär ließ sich nicht beirren. Auch sonst scheut sie die parteiinterne Auseinandersetzung nicht: Als der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) nach dem Amoklauf in Winnenden Killerspiele untersagen lassen wollte, mahnte Bär zur Besonnenheit: "Es bringt nichts, eine ganze Branche zu verunglimpfen", findet sie. Nur fünf Prozent seien schließlich "schwarze Schafe".
Das Ziel von Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU), per Gesetz Kinderpornos im Internet zu sperren, unterstützt Bär hingegen. Dass Experten dies für wenig effektiv halten, diskreditiert für sie nicht die Initiative: "Man kann Schwerstpädophile leider nicht mit einem Stoppschild aufhalten. Das sind Fälle für Polizei und Staatsanwaltschaft", gibt Bär zu. Es gehe darum, die abzuschrecken, die beim Surfen im Netz zufällig auf kinderpornografische Seiten stießen. Und: "Wenn wir die daran hindern können, dann entziehen wir einer Branche Geld, die sich mit Kinderpornos eine goldene Nase verdient."
In den nächsten Wochen bis zur Europawahl werden jedoch europäische Themen Bärs Arbeit bestimmen. Zentrale Fragen sind dabei für sie: Wo sind die Grenzen Europas? Gehören Kroatien und die Türkei dazu? Bär antwortet wie aus der Pistole geschossen: "Kroatien ja, Türkei nein!" Mit der kommenden Bundestagswahl verknüpft die CSU-Politikerin jedoch eine ganz andere Hoffnung: Nicht mehr die Jüngste in der Landesgruppe zu sein. Ob sich die erfüllt? "Wenn ich die Listen ansehe, dann ist das wohl nicht wahrscheinlich", sagt Bär und lacht.