Seit Beginn der 1990er Jahre haben sich Real- und Finanzwirtschaft auseinander entwickelt, seit 2000 in zunehmendem Tempo. Wissenschaftler sprechen von einer Entwicklung des "Realkapitalismus" zum "Finanzkapitalismus". Ursächlich dafür ist eine Verlagerung des Gewinnstrebens auf den Finanzsektor. Diese führt dazu, dass das Wachstum der Real- zunehmend hinter dem der Finanzwirtschaft zurückbleibt: mit allen negativen Folgen für die Gesamtwirtschaft.
Banken - die Akteure von Finanztransaktionen - sind für das Funktionieren des Wirtschaftssystems unerlässlich. Deshalb greifen ihnen die Regierungen im Schadensfall unter die Arme. Die Bundesregierung hat am 13. Mai 2009 einen Gesetzentwurf zur Gründung staatlich gestützter Zweckgesellschaften (bad banks) zur freiwilligen Auslagerung "toxischer" Bankpapiere verabschiedet. Ziel ist es, das Kreditgeschäft wieder zu beleben. Die Banken sollen für die staatlichen Garantien Gebühren zahlen. Dass sie unter diesen Bedingungen die faulen Papiere tatsächlich auslagern werden, wird von Kritikern bezweifelt.
Banker tragen für ihr risikobehaftetes Tun außerordentlich hohe gesellschaftliche Verantwortung, wofür sie entsprechend entlohnt werden. Dass sie im Schadensfall von dieser befreit werden sollen, zumal dann, wenn der Schaden durch fahrlässige Spekulationsgeschäfte entstanden ist, und dass sie obendrein auch noch Boni erhalten, stößt in der Gesellschaft zunehmend auf Unverständnis. Der nicht immer rationale, mitunter allzu sorglose Umgang der Bevölkerung mit Geld spiegelt sich hier wider. Kompetentes und verantwortungsvolles Umgehen mit Geld sollte ein breites Lernziel sein - auch für jene, die professionell damit zu tun haben: die Banken und ihre Banker.