Sexuelle Ausbeutung
Der Unicef-Report 2009
Allein die Zahlen müssten jedem erwachsenen Menschen die Scham- und Zornesröte ins Gesicht treiben: Weltweit, so schätzt das Kinderhilfswerk Unicef, werden 1,8 Millionen Mädchen und Jungen zur Prostitution und zur Pornografie gezwungen. Und weiter: Nach Angaben der Weltgesundheitsorgansition (WHO) werden innerhalb eines Jahres 150 Millionen Mädchen und 73 Millionen Jungen unter 18 Jahren zum Geschlechtsverkehr gezwungen. Der diesjährige "Unicef-Report" legt seinen Schwerpunkt auf das Thema "sexuelle Ausbeutung" von Kindern und damit auf eine Problematik, die weit über die verheerende Lebenssituation von Kindern in den ärmsten Ländern der Welt hinausreicht. Gerade für die Diskussion in Deutschland über die Verschärfung des Kampfes gegen die Verbreitung von Kinderpornografie liefert der Band die wichtigsten Fakten.
Nach Schätzungen gab es in Deutschland bereits 1999 etwa 50.000 ständige Konsumenten von Kinderpornografie. Seitdem hat sich das Internet als Massenmedium fest etabliert und die Zahl dürfte allein auf Grund des leichter zugänglichen Materials gestiegen sein. Dies belegen zumindest Zahlen aus den USA. Waren 1998 in der Datenbank "Child Victim Identification Program" 100.000 kinderpornografische Abbildungen verzeichnet, so stieg deren Zahl bis 2007 auf sieben Millionen.
Erschreckend liest sich auch die von den Autoren des Bandes gelieferte Täterbeschreibung: "Der typische Konsument kinderpornografischen Materials lebt in aller Regel in einer festen Partnerschaft, ist beruftstätig, verfügt über einen überdurschnittlichen Intelligensquotienten und eine Universitätsbildung und ist nicht vorbestraft."
Neben dem Thema Kinderpornografie im Internet beschreibt der schmale Band die unterschiedlichen Formen der sexuellen Ausbeutung: sei es in den Bordellen in Kenia oder Thailand, wo sich Kinder für die Touristen aus der ersten Welt prostituieren müssen, oder in ihren eigenen Familien, wo sie von ihren Eltern oder Verwandten missbraucht werden.
Der Report ist bemüht um eine nüchterne Darstellung der Fakten und gewinnt so zusätzlich an Eindringleichkeit. Scham und Wut kommten beim Lesen von allein.
Stoppt sexuelle Ausbeutung. Mit allen Daten zur Situation der Kinder in der Welt.
Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/M. 2009; 223 S., 10,95 ¤