Nach der Wahl ist bekanntlich vor der Wahl und deshalb machen sich die Strategen der Parteien auch jetzt schon ihre Gedanken, wie sie 2013 wieder mehr Wähler an die Urne holen können. Immerhin dreißig Prozent der Wahlberechtigten sind dort in diesem Jahr nicht angekommen und keiner weiß so recht, wieso. Verlaufen? Frustriert auf der Couch geblieben? Oder lieber den Lottoschein angekreuzt, weil die Chancen dabei immer noch höher sind, dass etwas Vernünftiges rauskommt? Jedenfalls, da sind sich die Wahlkämpfer einig, muss man den Wähler künftig besser von da abholen, wo er steht. Für die FDP eher kein Problem: Sie kann den Sportwagenfahrern dieser Republik einfach in vier Jahren ein Update auf's Navigationsgerät schicken. Online selbstverständlich, das geht schnell und ist seit Barack Obamas Präsidentschaftswahlkampf auch noch schick. Auch für die Linke wird es nicht allzu kompliziert; immerhin sind die Stammtische des Landes in überschaubarer Zeit abgegrast. Auf ein weit komplizierteres Prozedere muss sich dagegen die SPD einstellen. Da ihr die Jungwähler ohnehin auf Nimmerwiedersehen verloren gegangen sind, muss sie sich in vier Jahren schwerpunktmäßig den Rentnern widmen - und die sind heute flexibler als je zuvor. Gurken auf Kreuzfahrtschiffen durchs Mittelmeer, nehmen Seniorenkurse an den Unis oder machen als Zielgruppe 50 Plus die Kaufhäuser unsicher - da werden die Ortsverbände einiges an Personal brauchen, um jede Stimme für die Sozialdemokraten sicher ins Wahllokal zu chauffieren. Der parteininterne Richtungsstreit kommt da erschwerend hinzu - es besteht die Gefahr, dass Gabriel, Steinmeier und Co. bis 2013 wissen, wo ihre Wähler stehen, über ihren eigenen Standpunkt aber immer noch debattieren. Potentielle SPD-Anhänger sollten vielleicht sicherheitshalber einen eigenen Kompass bereithalten.