JUGENDWAHL
Die Unter-18-Jährigen würden sieben Fraktionen in den Bundestag schicken
Bei der Bundestagswahl war die SPD der Wahlverlierer. Das Jugendwahl-Projekt U18 neun Tage zuvor konnten die Sozialdemokraten hingegen mit 20,45 Prozent knapp vor den Grünen (20 Prozent) für sich entscheiden. CDU/CSU wurden mit 19,31 Prozent drittstärkste Kraft vor der Partei Die Linke, die 10,38 Prozent erreichte.
Nicht nur die Sieger und Verlierer wären andere, ginge es nach den mehr als 127.000 Jugendlichen, die am 18. September bundesweit ihre Stimme bei der simulierten Bundestagswahl abgaben. Es müssten sich außerdem sieben und nicht nur fünf Fraktionen die Plätze im Parlament teilen. Außer für die tatsächlich im 17. Bundestag vertretenen Parteien votierten viele Jungwähler - zugelassen zur Wahl war jeder unter 18 Jahren - für die Piratenpartei. Sie lag mit 8,7 Prozent vor der FDP, die 7,6 Prozent erreichte. Auch die Tierschutzpartei überwand knapp die Fünf-Prozent-Hürde.
Für Nina Lippmann vom Landesjugendring Berlin ein Zeichen dafür, dass die Jugendlichen nicht taktisch wählen. "Wir haben die Jugendlichen aufgerufen, sich den Vergleich der Wahlprogramme auf unserer Internetseite anzusehen. Das wurde genutzt. Sie haben sich für die Partei entschieden, die sie konkret anspricht."
Der Großteil der Jungwähler wird bei der nächsten Bundestagswahl stimmberechtigt sein. Die Organisatoren, zu denen neben dem Bundesjugendring auch das Deutsche Kinderhilfswerk gehört, interpretieren das Ergebnis dennoch nicht als Prognose für die Bundestagswahl in vier Jahren. "Ob die Jugendlichen dann wirklich die gleiche Wahl treffen werden, kann jetzt niemand sagen. Es geht uns auch nicht nur um den Wahlakt, sondern um politische Bildung", erklärt Lippmann. "Die Jugendlichen sollen die Hemmschwelle zur Politik überwinden, Politik verstehen und Verprechen hinterfragen. Wir wollen ihnen Möglichkeiten zeigen, sich einzubringen."
Das sieht auch Ekin Deligöz, Vorsitzende der Kinderkommission des Bundestages, so. "Wir unterstützen die U18-Wahl als Schirmherrin, weil sie bei Kindern und Jugendlichen ein Interesse für ihre Umwelt weckt. Das sieht man an der Wahlbeteiligung. Im besten Fall endet das Interesse nicht mit der Wahl, sondern schlägt sich dann in politischem Engagement nieder."
Bundesweit fand die Jugendwahl 2009 zum zweiten Mal nach 2005 statt. Vor vier Jahren beteiligten sich rund 50.000 Kinder und Jugendliche an der Wahl, die ebenfalls die SPD mit 38,78 Prozent vor der CDU/CSU mit 16,69 für sich entscheiden konnte. Anders als vor vier Jahren scheiterte die NDP, die 2005 6,66 Prozent erzielte, in diesem Jahr bei den Jugendlichen an der Fünf-Prozent-Hürde.