Ausstellung
Bis zum 27. November ist »Die Mauer ist weg« im polnischen Parlament zu sehen
Das nennt man herzlich. So wie sich Norbert Lammert (CDU) und Bronsilaw Komorowski umarmen, machen das nur echte Freunde. Er müsse mittlerweile seiner Frau schon erklären, warum er den polnischen Parlamentspräsidenten häufiger sehe als sie, scherzte Lammert gar. Das gehe ihm genauso, ergänzte Komorowski. Anlass für das Treffen am 6. November war die Eröffnung der Ausstellung "Die Mauer ist weg - friedliche Revolution und Überwindung der Teilung", die bis zum 27. November in der Eingangshalle des Sejm, dem polnischen Parlament, in Warschau zu sehen ist. Fast auf den Tag genau 20 Jahre nach der Öffnung der Mauer in Berlin betonte Lammert die Bedeutung Polens und der Gewerkschaft Solidarnosc für den Fall der Mauer. Deutschland sei sich bewusst, sagte Lammert, dass der Mauerfall kein nationales oder lokales Ereignis gewesen sei, sondern eingebettet in einen europäischen Prozess, wobei "dem Beitrag der Solidarnosc herausragende Bedeutung" zukomme.
Sein polnischer Amtskollege sagte bei der Ausstellungseröffnung, er könne sich noch gut an die große Erleichterung erinnern, als in Polen 1989 deutlich geworden sei, dass man im Kampf um die Freiheit nicht mehr alleine stand in Europa. Deutschland und Polen verbinde seit dem Mauerfall eine "positive Schicksalsgemeinschaft", die es zu pflegen und auszubauen gelte, betonte Komorowski.
Die multimediale Ausstellung "Die Mauer ist weg" ist eine Collage markanter Stationen in der Geschichte von Bundesrepublik und DDR. Acht Medienwände, die wie Mauerstelen aussehen, zeigen Bilder der deutschen Geschichte auf beiden Seiten der Grenze. Auf Monitoren finden sich Texte zu Themenfeldern wie Mauer, Alltag, Freiheit oder Teilung. 257 Filmclips und 87 Seiten Text hat Ausstellungsmacher Thomas Mank dafür zusammengestellt. Konzept der Ausstellung sei, "die übliche Wahrnehmung des Betrachters zu fragmentieren, damit er sich dann aus Bildern, Texten und Tönen selbst einen neuen Eindruck zusammenfügt", erläutert er. Im Anschluss an die Ausstellung im Sejm soll "Die Mauer ist weg" auf Tour durch andere europäische Parlamente gehen. Die Ausstellung, die auf eine Idee der beiden Parlamentspräsidenten zurückgeht, ist das Gegenstück zur polnischen Ausstellung "Solidarnosc. Eine friedliche Revolution", die im Mai und Juni dieses Jahres im Bundestag in Berlin zu sehen war.
Lammert und Komorowski lobten zugleich die deutsch-polnischen Beziehungen. Die Beziehungen beider Parlamente bezeichneten sie als "exzellent". Die Parlamentspräsidenten kündigten an, am 11. Dezember zur Erinnerung an die Ereignisse im Herbst 1989 in der Gedenkstätte Kreisau (Polen) ein Stück der Berliner Mauer zu enthüllen. Bereits seit Juni dieses Jahres erinnert an der Nordost-Ecke des Berliner Reichstagsgebäudes ein Mauerstück der Danziger Lenin-Werft an den "Kampf der Solidarnosc". Im Januar nächsten Jahres wollen sich beide Parlamentspräsidien zusammen mit dem Präsidium der französischen Nationalversammlung auf Einladung von Bundestagspräsident Lammert zu einer gemeinsamen Sitzung im Ruhrgebiet treffen.