IMPFUNGEN
Südafrikanische Forscher testen Immunisierung gegen Aids
Seit einem Vierteljahrhundert - seit der Entdeckung des HI-Virus - suchen Wissenschaftler nach einem Impfstoff gegen Aids. Den bisher größten Erfolg erbrachten vor kurzem Tests eines Präparats in Thailand, das laut klinischer Studie das Ansteckungsrisiko um 31 Prozent senkt. Virologen erproben derzeit den ersten Impfstoff-Kandidaten, der in Afrika selbst entwickelt wurde.
Das Virus zu überlisten, ist eine extrem knifflige Aufgabe: Eine Impfung soll die Produktion passgenauer Antikörper anregen, die an den Erreger andocken und es unschädlich machen. Doch das HI-Virus mutiert ständig und entzieht sich so dem Zugriff der Antikörper.
Dabei benötigt Südafrika einen Impfstoff besonders dringend. 5,7 Millionen Menschen sind HIV-positiv - damit führt das Land den traurigen Rekord weltweit an. Die meisten von ihnen sind mit dem Subtyp C des Krankheitserregers infiziert. Gegen diese Variante vermag auch das in Thailand erprobte Kombinationspräparat möglicherweise nichts auszurichten, da es für die Subtypen B und E entwickelt wurde. Der an der Universität Kapstadt entwickelte Impfstoff soll daher gezielt die C-Variante bekämpfen. Im Sommer begann die Phase I der klinischen Tests, bei der die Verträglichkeit, aber noch nicht die Wirksamkeit erprobt wird. Die beteiligten Virologen geben sich vorsichtig optimistisch. Die leitende Forscherin Anna-Lise Williamson hofft, dass "die Tests einige wichtige Antworten geben, die uns dem Ziel näher bringen." Davon, dass am Ende ein hundertprozentiger Schutz gegen Aids stehen wird, redet niemand. Von dem Präparat sei kein Durchbruch zu erwarten, sagt Wolfgang Preiser, deutscher Aids-Forscher an der südafrikanischen Universität Stellenbosch. Es entspreche nicht mehr dem Stand der Grundlagenforschung, zu lange habe die Entwicklung gedauert. Er verspricht sich von den Tests jedoch wichtige Erkenntnisse für die weitere Forschung: "Und es ist wichtig, dass in Afrika selbst geforscht wird" - dem Kontinent mit den meisten HIV-Infizierten.
Vor allem Finanzierungsprobleme verzögerten das vor acht Jahren gestartete Projekt. 2007 fror die Regierung vorübergehend Fördergelder ein, nachdem die Erprobung eines Impfstoff-Kandidaten des US-Pharmakonzerns Merck in einem Fiasko geendet war: Das Präparat erhöhte das Infektionsrisiko, anstatt es zu verringern. Impfforschung stößt seitdem am Kap auf generelle Skepsis. Auch der Energieversorger "Escom", der die Wissenschaftler bislang unterstützte, drehte den Geldhahn zu - der Konzern steckt selbst in Geldnöten. Die klinischen Tests werden nun von der US-Gesundheitsbehörde finanziert.
Der Autor ist Redakteur beim Evangelischen Pressedienst (epd) in Frankfurt/Main.