Fotoausstellung zum Prager Frühling eröffnet
Als "ungewöhnliche Bilder“, die auf ein
"außergewöhnliches Ereignis für Europa“
aufmerksam machen, bezeichnete Bundestagspräsident Norbert
Lammert am 25. Juni die Fotos der Ausstellung „Gesichter des
Prager Frühlings“ im Deutschen Bundestag. Zur
Eröffnung waren auch die Premierminister der Tschechischen und
der Slowakischen Republik, Mirek Topolánek und Robert Fico,
gekommen.
"Der Prager Frühling hat eine herausragende Bedeutung nicht
nur in der Geschichte der damaligen Tschechoslowakei, sondern
zugleich für Europa – und in Europa für kein
anderes Land mehr als für die Bundesrepublik
Deutschland“, sagte der Bundestagspräsident. Die
Reformbewegung habe wesentlich dazu beigetragen, "dass wir heute
miteinander in einem von Grund auf veränderten Europa
leben".
Der Premierminister der Slowakischen Republik, Robert Fico,
betonte, dass die Ausstellung die Gesichter zeige, die das neue
Europa geprägt hätten und erinnerte an die wichtige Rolle
der Leitfigur des Prager Frühlings, den tschechoslowakischen
Politiker Alexander Dubček. „Er hat die Aufmerksamkeit
der Weltöffentlichkeit auf sich gezogen“, so Fico. Die
Bilder der Ausstellung zeigten ihn als einen Politiker, der
„mit ausreichend Mut in Erscheinung getreten ist, um dem
erstarrten Regime ein menschliches Antlitz zu
verschaffen."
Mirek Topolánek, Premierminister der Tschechischen
Republik, sagte, er habe beim Betrachten der ausgestellten
Fotografien einen „Frost im Rücken gespürt“.
Die Ausstellung zeige den Kampf der Menschen um die Freiheit, das
traurige Ende des Prager Frühlings und die anschließende
Okkupation. Doch die Botschaft sei übermittelt worden:
„Freiheit ist unteilbar.“
Im Jahr 1968 hatten die Reformer um Alexander Dubček in der Tschechoslowakei versucht,
dem Sozialismus ein "menschliches Antlitz" zu geben. Sie leiteten
einen weitreichenden Prozess der Demokratisierung ein. Er wurde von
der gesamten Gesellschaft vorangetrieben und löste
überall im Ostblock Hoffnung auf Veränderung aus. Der
Einmarsch der Truppen des Warschauer Vertrages am 21. August 1968
setzte dieser Entwicklung ein gewaltsames Ende: 94 Menschen kamen
ums Leben, 300 wurden schwer verletzt. Das Politbüro der
tschechoslowakischen Kommunistischen Partei wurde in die UDSSR
verschleppt und wurde schließlich im „Moskauer
Protokoll“ vom 26. August 1968 gezwungen, die Reformen
zurückzunehmen.
Die Bilder des Prager Frühlings und seiner Niederschlagung sind aus der europäischen Erinnerung an 1968 nicht mehr wegzudenken. Zahlreiche Aufnahmen sind zu Ikonen der internationalen Fotografiegeschichte geworden.
Die Ausstellung im Deutschen Bundestag zeigt die vielen
Gesichter des politischen, gesellschaftlichen und kulturellen
Aufbruchs in der Tschechoslowakei im Jahr 1968, nimmt dessen
Vorgeschichte und Akteure in den Blick. Zu sehen sind
ausgewählte Arbeiten einer ganzen Reihe tschechischer und
slowakischer Fotografen unter anderem von Vladimir Lammer, Dagmar Hochová-Reihardtová,
Daniela Sýkorová, Jan Bartůšek, Miroslav
Hucek, Václav Toužimský, Pavol Breier und Tibor
Borský, die den gesellschaftlichen Wandel und
kulturellen Aufbruch in der Tschechoslowakei in der zweiten
Hälfte der 1960er-Jahre begleiteten und auch in der Zeit nach
dem Einmarsch am 21. August 1968 fotografiert haben. Neben den
Arbeiten der genannten Fotografen bietet die Ausstellung einen
Überblick über den Verlauf des Prager Frühlings,
seine Niederschlagung und seinen Stellenwert in der Geschichte
europäischer Demokratiebewegungen.
Die Ausstellung ist ein gemeinsames Projekt des Zentrums
für Zeithistorische Forschung in Potsdam, des Tschechischen
und Slowakischen Zentrums in Berlin sowie der Botschaften der
Tschechischen Republik und der Slowakischen Republik in Deutschland
und wird von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
gefördert. Beteiligt haben sich darüber hinaus das
Institut für Zeitgeschichte an der Tschechischen Akademie der
Wissenschaften und das Historische Institut der Slowakischen
Akademie der Wissenschaften.
Deutscher Bundestag
Westfoyer des Paul-Löbe-Hauses
Konrad-Adenauer-Straße 1
Berlin-Mitte
Montag: 8.00 bis 16.00 Uhr
Dienstag bis Donnerstag: 8.00 bis 17.00 Uhr
Freitag: 8.00 bis 14.00 Uhr
+49 (0)30 227 33644
Der Eintritt ist frei.