Bundestagsvizepräsidentin Hasselfeldt präsentiert neues Tastmodell für Blinde
Ein neues Tastmodell für sehbehinderte und blinde Besucher
steht seit dem 12. November 2008 auf der Plenarsaalebene des
Reichstagsgebäudes. Seit Frühjahr 2007 können
Besucher bereits das Reichstagsgebäude und das
Regierungsviertel anhand von zwei Tastmodellen kennenlernen. Als
"gute Verbindung und Ergänzung" bezeichnete
Bundestagsvizepräsidentin Gerda Hasselfeldt (CSU) in ihrem
Grußwort das neue Querschnittrelief durch das
Reichstagsgebäude. Sie lobte die gute Zusammenarbeit zwischen
Parlament, Betroffenen und den Studierenden der Technischen
Universität Berlin, die das Modell aus einem
Sand-Kunststoffgemisch gebaut haben.
Das Querschnittrelief soll blinden Besuchern Zugang zu der
gläsernen Architektur des Reichstagsgebäudes verschaffen.
Erfühlt werden können die verschiedenen Ebenen zwischen
Kuppel und Plenarsaal. "Es geht hier um ein Gebäude, in dem
das Volk den Parlamentariern auf die Finger gucken kann. Ich fand
es wichtig, dies deutlich zu machen", erklärte Rainer Delgado
vom Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband sein Anliegen, das
in enger Absprache mit den Studierenden vom Fachbereich Architektur
und Modellbau umgesetzt wurde. "Das Relief sieht unscheinbar aus,
aber die Aussage, die dieses Gebäude haben soll, kommt gerade
so zum Ausdruck", zeigte sich Delgado begeistert über das
Ergebnis.
Während die ersten beiden Miniaturmodelle auch bei sehenden
Besuchern sehr beliebt sind, ist das neue Relief noch stärker
auf die Bedürfnisse blinder Menschen ausgerichtet. "Da haben
wir Sehende das Nachsehen", bemerkte der Projektleiter von der
TU Berlin,
Burkhard Lüdtke. Nicht nur die Blindenschrift können
viele nicht entziffern, sondern es fehlt die Sensibilität,
feine Nuancen des Reliefs wahrzunehmen. "Da müssen die
Besucher die Augen zumachen", riet Roswitha Röding vom
Allgemeinen Blindenverband Berlin. Als Ergänzung zu den
bisherigen Modellen sei das Relief ein "Sahnehäubchen"
für Blinde.
"Es ist ein gutes Beispiel dafür, dass es sich für
Bürger lohnt, sich mit ihren Anliegen an Politiker zu
richten", freute sich die SPD-Abgeordnete Dagmar Freitag, die das
Projekt auf Anregung von betroffenen Bürgern initiiert hatte,
über den Erfolg. Das Modell sei wegweisend. So habe man im
Landtag Nordrhein-Westfalen schon über ein ähnliches
Modell diskutiert.