Ausschuss erörterte Nationalen Bildungsbericht mit Sachverständigen
Der Übergang von allgemeinbildenden Schulen in die berufliche Ausbildung ist ein ungelöstes gesellschaftliches Problem. Das sagte Ulrich Thöne von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in einer Anhörung im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung zum Zweiten Nationalen Bildungsbericht am 9. Februar 2009. Thöne wies auf das Verdienst des Bildungsberichts hin, der seinen Schwerpunkt auf dieses Problem lege.
„Deutlich wird, dass das duale System nicht mehr in der Lage
ist, allen ausbildungssuchenden Jugendlichen nach dem Verlassen der
allgemeinbildenden Schule eine Perspektive zu bieten“, sagte
Ulrich Thöne. Gleichzeitig seien Alternativen
beruflicher Qualifizierung völlig unzureichend entwickelt.
"Berufliches Bildungssystem erfolgreich"
Wolfgang Meyer-Hesemann,Staatssekretär im Bildungsministerium des Landes Schleswig-Holstein, erklärte hingegen, dass das berufliche Bildungssystem in Deutschland sowohl dual als auch vollzeitschulisch im internationalen Vergleich nach wie vor erfolgreich sei.
Er machte deutlich, dass die Bedeutung des Bildungsberichts darin
liege, die verschiedenen Bildungsbereiche in ihrem Zusammenhang
darzustellen und übergreifende Herausforderungen im deutschen
Bildungssystem sichtbar zu machen. Eine Verbindlichkeit hätten
die Erkenntnisse des Berichts nicht. „Er gibt keine
politischen Handlungsempfehlungen, bereitet aber die Problemfelder
deutlicher auf“, sagte Meyer-Hesemann.
"Chancen von Migranten verschlechtert"
Zu den Problemfeldern gehöre etwa die Bildungslaufbahn von Migranten. „Alarmierend ist, dass sich ihre Chancen auf einen Bildungsabschluss und eine berufliche Karriere eher noch verschlechtert haben. Dies gilt sowohl für die Einmündungschancen in eine duale wie auch eine vollqualifizierende schulische Ausbildung“, erläuterte Reinhold Weiß vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB).
Angesichts des bildungspolitischen Ziels der Bundesregierung, allen
jungen Menschen in Deutschland eine vollqualifizierende
Berufsausbildung zu ermöglichen, sei eine breit angelegte und
abgestimmte Qualifizierungsoffensive für junge Menschen mit
Migrationshintergrund erforderlich.
"Dramatik des Lehrermangels"
Jutta Allmendinger vom Wissenschaftszentrum für Sozialforschung in Berlin wies allerdings darauf hin, dass vielen der Probleme, die Migranten im Bildungsbereich haben, sozioökonomische Ursachen zugrunde lägen. „Der Migrationseffekt als solcher ist eher niedrig“, sagte sie.
Ludwig Eckinger vom Verband Bildung und Erziehung
sprach ferner von der „Dramatik des Lehrermangels“.
Diese hänge vor allem mit dem geringen Ansehen des
Lehrerberufes sowie mit oftmals schwierigen Lehr- und
Lernbedingungen zusammen.
"Kein Notnagelberuf"
„Der Lehrerberuf darf nicht zum Notnagelberuf degradiert werden“, forderte Eckinger. Auch die Eingangsbesoldung müsse erheblich erhöht werden. Meyer-Hesemann, der die Kultusministerkonferenz vertrat, stellte klar: „Ein Lehrerengpass darf nicht zur Entprofessionalisierung des Lehrerberufes führen.“ Quereinsteiger müssten entsprechend qualifiziert werden.