Tourismusausschuss befragte Sachverständige in einer Anhörung
Die regionale Baukultur besitzt einen hohen Stellenwert bei der touristischen Vermarktung. In dieser Einschätzung herrschte Einigkeit unter den zu einer öffentlichen Anhörung des Tourismussausschuss am 11. Februar 2009 geladenen Experten. Wichtig dabei sei es, eine gelungene Verbindung zwischen moderner und historischer Architektur zu schaffen. „Historisierende Verfälschungen“ seien dabei der falsche Weg, betonten die Experten. Kritik gab es an der Gastronomie- und Hotelarchitektur vielerorts. Dort gebe es noch „Nachholbedarf“.
Stefan Holthaus, Baubürgermeister in
Görlitz, einer Stadt mit einem gut erhaltenen historischen
Stadtkern, nannte eine intakte Stadtstruktur, verbunden mit einer
gastfreundlichen Infrastruktur als Faktoren, die positiven Einfluss
auf Reiseentscheidungen nehmen können. Daher sei es wichtig,
„nachhaltig“ mit der Baukultur umzugehen.
Allerdings muss man aus seiner Sicht aufpassen, dass aus der Stadt kein „begehbares Museum“ wird. „Die Besucher wollen eine lebenswerte Stadt mit historischen Gebäuden“, so Holthaus. Dabei existiere ein „Spannungsfeld“ zwischen unverfälschter Baukultur und dem Bedürfnis nach barrierefreiem Reisen. Dieser Widerspruch sei nicht immer leicht zu lösen, räumte er ein.
Für ein besseres Verständnis zwischen Architekten und
Tourismusverantwortlichen setzt sich die Architektin
Bibiane Hromas von der Plattform für
Architektur im Tourismus in Wien ein. Sie sieht in der Bewahrung
des architektonischen Erbes von Städten und Regionen
„Chancen als auch Risiken“.
Zum einen könne damit die Identität und auch die touristische Vermarktung gestärkt werden. Zum anderen könne eine „Musealisierung“ zu einer Belastung für das soziale System in der Region werden.
Architektur ist aus Sicht von Hermann Kolesch,
Landwirtschaftsdirektor bei der Bayrischen Landesanstalt für
Weinbau und Gartenbau, ein wichtiges Kriterium bei der
Reiseentscheidung des Konsumenten. Zudem könne die Architektur
die qualitative wie auch strukturelle Weiterentwicklung einer
touristischen Region bildhaft machen. Angesichts der
„Reizüberflutung“ könne sie der entscheidende
Erinnerungswert sein, sagte Kolesch.
Auf den Nachholbedarf im Hotel- und Gaststättenbereich verwies unter anderem Prof. Dr. Felizitas Romeiß-Stracke von der Technischen Universität München. Hier seien Hilfestellungen, wie Häuser und Außenanlagen mit relativ einfachen Mitteln umgestaltet werden können, wichtig. Das betreffe insbesondere ländliche Regionen.
Für Ulrike Rose, Leiterin des
Europäischen Hauses der Stadtkultur, steht die Frage, wie sich
eine Stadt ohne historisches Erbe besser vermarkten kann, im
Vordergrund. Im Ruhrgebiet setze man auf das industriekulturelle
Erbe als Alleinstellungsmerkmal. Zudem habe man die
landschaftlichen Aspekte gestärkt, so etwa durch dem Emscher
Landschaftspark. Derzeit bereite sich das Ruhrgebiet darauf vor,
2010 Kulturhauptstadt Europas zu sein.
Eine Verstetigung der Förderprogramme des Bundes forderte Peter Schabe von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Die bisherigen Städtebauprogramme des Bundes seien ein „effektives Instrument zur Beseitigung städtebaulicher Missstände“ gewesen.
Insbesondere das Programm „Städtebaulicher
Denkmalschutz“ habe dazu beigetragen dass in den neuen
Ländern 181 besonders erhaltenswerte historische Stadtkerne
vor dem Verfall gerettet werden konnten.
Liste der Sachverständigen