Experten äußerten sich in einer Anhörung des Familienausschusses
Das Beratungsangebot für Kinder und Jugendliche mit Essstörungen muss ausgebaut und Erzieher und Lehrer müssen stärker für das Thema sensibilisiert werden. Das forderten mehrere Sachverständige am Mittwoch, 13. Mai 2009, in einer Anhörung im Familienausschuss. Grundlage der Anhörung war ein Antrag von Bündnis 90/Die Grünen, in dem verschiedene Maßnahmen im Kampf gegen Magersucht gefordert werden. Einig waren sich die Experten von Beratungsstellen aus der Forschung und der Gesundheitsförderung, dass besonders in ländlichen Regionen Beratungsstellen und Psychotherapeuten fehlen.
Vor allem die Sachverständigen Prof. Dr. Beate
Herpertz-Dahlmann vom Universitätsklinikum Aachen,
Dr. Ulrich Cuntz von der
Medizinisch-Psychosomatischen Klinik Roseneck und
Dr Hermann Mayer vom Zentrum
für Kinder- und Jugendmedizin der Klinik Hochried wiesen
darauf hin, dass es derzeit noch an belastbaren wissenschaftlichen
Untersuchungen mangele.
"Nicht immer eine neue Sau durchs Dorf
treiben"
Thomas Altgeld machte in Bezug auf den Antrag der Grünen ( 16/7458) auchdeutlich, dass bei Beratungs- und Präventionsmaßnahmen keine der Essstörungen separat behandelt werden dürfe. Vielmehr müssten die zu schaffenden Angebote für alle Süchte ausgelegt sein. Altgeld warnte davor, hysterisch auf Einzelstudien zu reagieren. „Wir müssen uns davor hüten, nicht immer eine neue Sau durchs Dorf zu treiben.“, sagte er.
Den Ausbau qualifizierter so genannter niederschwelliger
Beratungsangebote wie Telefon- und Onlineberatung forderte
Sigrid Borse vom Frankfurter Zentrum für
Ess-Störungen gGmbH. Außerdem solle eine
Internetplattform mit Ansprechpartnern und Informationen für
Multiplikatoren wie Lehrer und Erzieher eingerichtet werden.
Hermann Mayer betonte dagegen, bei aller Verbesserung der Beratungssituation und der Ausbildung von Lehrern und Erziehern dürften die Familien nicht aus dem Blick verloren werden. „Wir müssen Familien mehr in den Mittelpunkt rücken“, sagte Mayer.
Katja Rauchfuß von jugendschutz.net wies auf die
Gefahren sogenannter Pro Ana- (Magersucht) oder Pro Mia
(Ess-Brechsucht)-Webseiten hin, auf denen Magersucht und Bulimie
von einer Fangemeinde als erstrebenswerte Ideale dargestellt
würden. Jugendsschutz.net recherchiere seit 2006 diese Seiten
und bemühe sich um deren Abschaltung.