Weitere Beschlüsse des Bundestages am 6. und 7. Mai
Neben den Top-Themen dieser Woche, der Entscheidung über ein Gesetz zum raschen Ausbau von Höchstspannungsnetzen, der Debatte über die Sperrung von Kinderpornos im Internet und den Beratungen über gesetzliche Regelungen zur wirksameren Bekämpfung von Steuerhinterziehung hat der Bundestag in den Sitzungen am 6. und 7. Mai 2009 eine Reihe weiterer Beschlüsse gefasst.
In der Debatte über die Fortschritte bei der Umsetzung des so
genannten Bologna-Prozesses, dessen Ziel eine Vereinheitlichung des
europäischen Hochschulwesens ist, entschied der Bundestag
über drei Anträge der Opposition.
Keine Mehrheit für Vorschläge zum Bologna-Prozess: Abgelehnt mit den Stimmen aller Fraktionen gegen die antragstellende Linksfraktion hat der Bundestag einen Antrag, in dem diese die Bundesregierung aufgefordert hatte, ein Hochschulzulassungsgesetz vorzulegen, mit dem die Möglichkeiten zum Ausbau individueller Auswahlverfahren an den Hochschulen zurückgenommen werden sollen ( 16/2796, 16/12831). Ebenfalls keine Mehrheit fand im Plenum ein zweiter Antrag der Linksfraktion: Ihre Forderung, die Sicherstellung eines gebührenfreien Studiums zur Voraussetzung für die weitere Beteiligung eines Landes am Bologna-Prozess zu machen, wurde mit dem gleichen Stimmeverhältnis abgelehnt wie ihr erster Antrag ( 16/5246, 16/12832). Auch der Vorschlag von Bündnis 90/Die Grünen, die Bundesregierung darauf zu verpflichten, "dafür Sorge zu tragen, dass die Verbesserung der Studienqualität und die inhaltliche Studienreform nicht hinter dem Ziel der Umstellung der Abschlüsse auf die Bachelor- und Master-Struktur zurückbleibt" wurde von den Abgeordneten mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und Linksfraktion gegen die antragstellenden Grünen (bei Stimmenthaltung der FDP) abgelehnt ( 16/5256, 16/12832).
Keine Entschädigung für strafrechtlich verfolgte
Homosexuelle: Keine Mehrheit fand sich im Parlament
für zwei Anträge, in denen Bündnis 90/Die
Grünen und Linksfraktion die Bundesregierung aufgefordert
hatten, einen Gesetzentwurf vorzulegen, der Urteile wegen
"einvernehmlich gleichgeschlechtlicher Handlungen" aufhebt und die
zugrunde liegenden Verfahren einstellt. Zudem hatten die beiden
Fraktionen verlangt, die wegen ihrer sexuellen Neigung
strafrechtlich verfolgten Homosexuellen rechtlich und moralisch zu
rehabilitieren sowie finanziell zu entschädigen. Der Bundestag
lehnte beide Vorlagen mit den Stimmen von CDU/CSU, SPD und FDP
gegen die antragstellenden Fraktionen ab (
16/10944,
16/11440,
16/12371).
Anträge der Opposition zum Hochschulpakt II
abgelehnt: Die Opposition kritisiert den 2006
geschlossenen Hochschulpakt I, der die Universitäten in
Deutschland bis 2020 mit zusätzlichen Geldern ausstatten soll,
als "Fehlkonstruktion" und "unterfinanziert". Für den
Hochschulpakt II haben die Fraktionen eine Reihe von Anträgen
eingereicht, die jedoch alle im Bundestag scheiterten. So lehnten
die Abgeordneten mit den Stimmen aller Fraktionen gegen die
antragstellende FDP eine Vorlage ab, in der die Fraktion gefordert
hatte, pro Student und Jahr mindestens 6.875 Euro im Hochschulpakt
2020 zu veranschlagen. Die Förderung pro Studienplatz
müsse um jährlich mindestens 25 Prozent angehoben werde (
16/10327,
16/12828). Ebenfalls scheiterte an den Stimmen
der Koalitionsfraktionen und der FDP gegen die antragstellende
Linksfraktion (bei Stimmenthaltung von Bündnis 90/Die
Grünen) ein Antrag, in dem diese gefordert hatte, der
Hochschulpakt II solle bereits am 1. Januar 2009 beginnen. Um ein
bedarfsdeckendes Angebot an Studienplätzen zu schaffen,
müsse sich die Zahl der Studienanfänger bis 2014 auf
mindestens 420.000 erhöhen, so die Linke. (
16/11178,
16/12828). Auch die Forderung von Bündnis
90/Die Grünen, pro Studierenden und Jahr mehr als 5.500 Euro
einzukalkulieren, wurde mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen
und der FDP gegen Grüne (bei Stimmenthaltung der
Linksfraktion) abgewiesen (
16/10881,
16/12828).
Grünen-Anträge zur Finanzierung von Lehre und
Forschung abgelehnt: Nicht die erforderliche Mehrheit
fanden schließlich auch zwei weitere Anträge der
Grünen: Mit den Stimmen von CDU/CSU, SPD und FDP und bei
Stimmenthaltung der Linksfraktion wurde eine Vorlage aus dem Jahr
2006 abgelehnt, in der die Fraktion einen
Hochschulqualitätspakt gefordert hatte, der "die
Personalkapazitäten an den Hochschulen an die Erhöhung
der Studierwilligen" anpassen und ein "intelligentes Modell der
Vollkostenfinanzierung in der Forschungsförderung"
ermöglichen soll (
16/649,
16/12833). Abgelehnt mit den Stimmen aller
Fraktionen gegen die antragstellenden Grünen wurde so auch die
Vorlage, in der die Fraktion verlangt hatte, die Hochschulpakte I
und II finanziell so auszustatten, dass eine gute Betreuung und
hochwertige Lehre für alle Studenten möglich ist (
16/8211,
16/12830).
Sieben Auslandsinstitute neu strukturieren: Angenommen mit den Stimmen von CDU/CSU, SPD und FDP (bei Stimmenthaltung der Fraktionen Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen) hat der Bundestag ein Gesetz der Bundesregierung, das darauf zielt, sieben Auslandsinstitute im Geschäftsbereich des Bundesbildungsministeriums neu zu strukturieren ( 16/12229, 16/12829).
Erbschaftsteuerabkommen mit Österreich
rückwirkend verlängert: Das von Deutschland zum
1. Januar 2008 gekündigte Abkommen mit Österreich zur
Vermeidung von Doppelbesteuerung bei der Erbschaftsteuer wird
rückwirkend um ein halbes Jahr verlängert. Das entschied
das Parlament und nahm den dazu vorgelegten Gesetzentwurf der
Regierung einstimmig an. Hintergrund ist, dass die Erbschaftsteuer
in Österreich nicht schon Ende 2007, sondern erst zum 31. Juli
2008 außer Kraft getreten ist (
16/12236,
16/12899).
Bessere Sicherung von Zivilpersonal bei internationalen
Einsätzen: Der Bundestag hat beschlossen, ziviles
Personal umfassender finanziell und sozial während und nach
internationalen Einsätzen zur Krisenprävention
abzusichern. Die Parlamentarier nahmen einstimmig einen
Gesetzentwurf der Bundesregierung, der dafür nun eine
rechtliche Grundlage schaffen soll (
16/12595).
Antrag zum Energieverbrauch von Computern
abgelehnt: Keine Mehrheit fand hingegen ein Antrag der
Linksfraktion, mit der diese Hersteller und Importeure von
Computern verpflichten will, an Geräten und Verpackungen den
Energieverbrauch des Produkts für die Kunden sichtbar zu
machen. Die Abgeordneten lehnten die Vorlage mit den Stimmen der
Koalitionsfraktionen und der FDP gegen die antragstellende Fraktion
bei Stimmenthaltung von Bündnis 90/Die Grünen ab (
16/8374,
16/9089).
Nein zu Subventionen nur als staatliche
Eigenkapitalbeteiligungen: "Nein" sagte der Bundestag auch
zur Forderung der Linksfraktion, betriebliche
Einzelförderungen mit beträchtlicher
regionalwirtschaftlicher Bedeutung nur in Form von
öffentlichen Kapitalbeteiligungen oder Belegschaftsanteilen in
entsprechender Höhe zu gewähren. Ihren Antrag lehnte das
Parlament mit den Stimmen aller Fraktionen gegen die Linke ab (
16/8177,
16/9090).
Abgewiesen mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und der FDP gegen Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen wurde ein weiterer Antrag der Linksfraktion, in dem diese gefordert hatte, dass die Ablösung vorhandener durch neue tarifvertragliche Regelungen nicht dazu führen dürfe, dass Arbeitnehmer bei einem Verkauf oder einer Aufspaltung eines Betriebs schlechter gestellt werden ( 16/10828, 16/11984).
Entschließung zur europäischen
Bildungszusammenarbeit: Mit den Stimmen von CDU/CSU, SPD
und FDP gegen die Stimmen von Bündnis 90/Die Grünen und
Linksfraktion hat das Parlament eine Entschließung der
Koalitionsfraktionen zur Mitteilung der EU-Kommission über
einen aktualisierten strategischen Rahmen für die
europäische Zusammenarbeit in der allgemeinen und beruflichen
Bildung angenommen (
16/12827).
Entschließung zur Fahrgastrechte-Verordnung im
Busverkehr: Angenommen hat der Bundestag zudem eine
Entschließung zur Unterrichtung der Bundesregierung über
einen Vorschlag des Europäischen Parlaments und des Rates
für eine Fahrgastrechte-Verordnung im Omnibusverkehr sowie zur
Änderung der Verordnung über die Zusammenarbeit zwischen
den für die Durchsetzung der Verbraucherschutzgesetze
zuständigen nationalen Behörden (
16/12897).
Humanitäre Katastrophe in Sri Lanka
verhindern: Einstimmig angenommen wurde auch ein
gemeinsamer Antrag von CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die
Grünen, in dem die Bundesregierung aufgefordert wird, sich
für einen sofortigen Waffenstillstand zwischen der Regierung
Sri Lankas und den Truppen der LTTE ("Befreiungstiger von Tamil
Eelam") einzusetzen (
16/12436).
Enschließung zum EU-Menschenrechtsbericht
verabschiedet: Angenommen mit den Stimmen von CDU/CSU, SPD
und FDP (bei Abwesenheit von Bündnis 90/Die Grünen und
Die Linke) hat das Parlament auch eine Entschließung zum
EU-Jahresbericht 2008 zur Menschenrechtslage (
16/12729).
Künftig mehr Zigaretten in einer Schachtel:
Einstimmig zugestimmt hat der Bundestag dem von der Bundesregierung
vorgelegten Gesetz zur Änderung von Verbrauchsteuergesetzen.
Damit wird auch das Tabaksteuergesetz so geändert, dass
künftig eine Packung Zigaretten mindestens 19 Stück
enthalten muss. Bislang betrug der Mindestgehalt 17 Zigaretten. Mit
diesem Gesetz wird zudem die EU-Systemrichtlinie in nationales
Recht umgesetzt (
16/12257,
16/12675,
16/12878,
16/12903,
16/12895).
Keine Mehrheit fand hingegen die Forderung der FDP, die Varroa-Milbe bei Honigbienen konsequent zu bekämpfen. Gegen den Schädling müssten "innovative und effektive Verfahren wie Impfungen" entwickelt werden, so die Fraktion in ihrem Antrag, den das Parlament mit den Stimmen aller Fraktionen gegen die FDP abwies ( 16/10322, 16/12267).
Keine Mehrheit für FDP-Antrag zur Förderung der
Eigenkapitalbildung: Die Liberalen sind mit ihrem Vorhaben
gescheitert, die Eigenkapitalsituation von kleinen und mittleren
Unternehmen mit hohem Wachstums- und Arbeitsplatzpotenzial zu
verbessern. Einen Antrag, in dem sie dafür plädiert
hatten, eine Abgeltungsteuer auf Kapitalerträge von
höchstens 25 Prozent einzuführen, um Kapitalanlagen in
Deutschland wieder attraktiv zu machen, lehnte der Bundestag mit
den Stimmen aller Fraktionen gegen die antragstellende FDP ab (
16/3841,
16/5952).
Keine höheren Bürgschaften für den
Mittelstand: Ebenfalls mit den Stimmen aller Fraktionen
gegen die antragstellende FDP wurde ein Antrag abgelehnt, mit dem
die Liberalen die Bundesregierung veranlassen wollten, sich bei der
EU-Kommission für eine Anhebung der gesetzten Grenzen für
Bürgschaften einzusetzen. Die derzeitige begrenzte Höhe
sei nicht ausreichend, um größere Projekte des
Mittelstandes zu ermöglichen, hatte die FDP argumentiert (
16/3149,
16/7730).
FDP-Antrag zu Kohlenstoffsenken für den Klimaschutz
abgelehnt: "Nein" sagten die Angeordneten auch zu einer
weiteren Initiative der FDP: Die Fraktion hatte darin gefordert,
biologische Kohlenstoffsenken für den Klimaschutz zu nutzen.
Das Kyoto-Protokoll sehe die Möglichkeit vor, die
Kohlenstoffaufnahme von Ökosystemen als Beitrag zum
Klimaschutz anrechnen zu können, argumentierten die Liberalen.
Der Bundestag lehnte jedoch die Vorlage mit den Stimmen aller
Fraktionen gegen die antragstellende FDP ab (
16/2088,
16/7147).
Nein zum Ausstieg aus Milchmengenregelung:
Abgelehnt mit den Stimmen aller Fraktionen gegen die
antragstellende FDP haben die Parlamentarier auch eine Vorlage der
Liberalen, mit der diese die Bundesregierung auffordern wollte,
ihre Ratspräsidentschaft in der EU zu nutzen, um in der
Agrarpolitik den Ausstieg aus der Milchmengenregelung
spätestens zum 31. März 2015 zu beschließen. Damit
solle den Landwirten Planungssicherheit und Verlässlichkeit
gegeben werden, hatte die FDP argumentiert (
16/4185,
16/9800).