Er ist der Sohn einer Gastarbeiterfamilie, die wie viele andere in den 70er Jahren zu Zeiten des Nachkriegswirtschaftswunders aus der Türkei nach Deutschland kam. Sein Vater arbeitete bei Siemens, seine Mutter als Verkäuferin. Da er als Kind von zehn Monaten nach Deutschland gekommen ist, fühlt er sich allerdings wie in Deutschland geboren.
Im Alter von fünf oder sechs Jahren trat er in den Fußballverein ein: "Das hat viel zu meiner Integration beigetragen. Glücklicherweise spielen im Sport kulturelle Unterschiede keine Rolle, man kämpft eher für ein gemeinsames Ziel." Die Begeisterung für Fußball begleitet ihn bis heute. Sein Lieblingsverein ist allerdings überraschenderweise der FC Bayern München. Heute spielt er für den 1. FC Bundestag: "Auch hier gilt es, Grenzen zu überwinden. Schließlich handelt es sich um eine interfraktionelle Mannschaft.“
Tören wuchs überwiegend mit deutschen Kindern auf. Ob in der Schule oder im Fußballverein, oft war er der Einzige mit Migrationshintergrund: "Das habe ich als Vorteil empfunden, weil man gleich integriert war.“
Logische Konsequenz war es deshalb für ihn, die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen, die er 1992/93 im Alter von 18 Jahren erhielt: "Für mich war das von vornherein klar. Eine andere Entscheidung kam für mich gar nicht in Frage."
Er begann seine Auseinandersetzung mit politischen Themen, als er anfing zu studieren. Im ersten Semester seines Jurastudiums kam er in Kontakt mit dem Verfassungsrechtler Professor Dr. Ingo von Münch, der damals auch stellvertretender Bürgermeister in Hamburg war.
Von Münch hinterließ bei ihm einen bleibenden Eindruck: "Er war mein Staatsrechtsprofessor, über ihn bin ich zum Liberalismus gekommen. Für mich war klar, dass ich mich politisch engagieren möchte. Wenn man sich dann im Parteiensystem orientiert, stellt man sich unweigerlich auch Grundsatzfragen, wie: Was ist meine Haltung zu den Grundrechten und zum Staat?"
Die Antworten der FDP haben ihn überzeugt: „Die FDP entspricht einfach meinem Menschen- und Gesellschaftsbild.“ Seither arbeitet Tören schwerpunktmäßig im Bereich der Innen- und Rechtspolitik.
Das Thema Integration ist für Serkan Tören wichtig: "Es besteht großer Handlungsbedarf, unsere Gesellschaft wird sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten verändern. Allein schon wegen des demografischen Wandels und der Zuwanderung. Wir Liberale betrachten Deutschland als Einwanderungsland, aber wir müssen uns dabei auch fragen, was die Grundlagen unseres gemeinsamen Zusammenlebens sind.“
Als frisch gewählter integrationspolitischer Sprecher der FDP freut er sich darauf, diese Politik nun mitzugestalten.
Wie sehr er sich mit Deutschland identifiziert, wird auch daran deutlich, dass er Mitglied in der Deutsch-Israelischen Gesellschaft ist. Als Grund für sein Engagement nennt er auch seine persönliche Verantwortung für die Geschichte: "Das war meine Motivation. Ich bin davon überzeugt, dass Angehörige von Minderheiten, die hier integriert sein wollen und deutsche Staatsangehörige werden möchten, sich auch mit der deutschen Geschichte auseinandersetzen und Verantwortung dafür tragen müssen."
Seine Vorstellung von Integration orientiert sich an dem Begriff des Verfassungspatriotismus, der von dem Politikwissenschaftler Dolf Sternberger entwickelt und unter anderem von dem ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker (CDU) aufgegriffen wurde: "Das Leitbild, das ich in mir trage, ist das Grundgesetz. Das ist der gemeinsame Konsens, der uns alle eint."
Das Bekenntnis zur deutschen Verfassung ist, neben dem Erwerb der deutschen Sprache, für Serkan Tören Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Integration: "Das ist auch das ideale Leitbild, das ich mir für unsere Gesellschaft vorstelle: Dass auch die Minderheiten dieses Leitbild für sich übernehmen - allerdings nicht zu verwechseln mit der Leitkultur! Man sollte sich nicht über die Volkszugehörigkeit definieren, sondern über die Verfassung."