Die Geschichte der Parlamentsbauten im Bonner Regierungsviertel spiegelt die politisch-kulturelle Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland wider: Standen Zweckmäßigkeit und Provisorium am Beginn, so folgte eine der Raumnot geschuldete zögerliche Umorientierung in den sechziger Jahren. Der Reform- und Neubaueifer der siebziger Jahre wurde durch die angespannte Haushaltslage zu Beginn der achtziger Jahre ausgebremst. Als man sich schließlich zum Bau repräsentativer Bundesbauten in Bonn entschlossen hatte, fiel in Berlin die Mauer.
In einer telefonischen Abstimmung zwischen den Ministerpräsidenten der westdeutschen Länder hatte sich Bonn Mitte August 1948 als Tagungsort des verfassunggebenden Parlamentarischen Rates gegen Karlsruhe, Koblenz, Frankfurt am Main und Celle durchgesetzt. Bonn schien geeignet, die endgültige Entscheidung über den künftigen Regierungssitz offen zu halten und den provisorischen Charakter der Gründung eines "Weststaates" zu symbolisieren. Neben der Pädagogischen Akademie als Tagungsstätte besaß Bonn zudem eine ausreichende Anzahl an Unterkünften, eine intakte Universitätsbibliothek und nahe gelegene attraktive Kurorte. Hier konnte man, wie der CSU-Parlamentarier Karl-Sigmund Mayr feststellte, "in Ruhe seine Arbeit verrichten".
Den würdigen Rahmen für die Eröffnungsfeier des Parlamentarischen Rates bot am 1. September 1948 das Zoologische Museum Koenig. Nach der Eröffnungsfeier begaben sich die Mitglieder des Parlamentarischen Rates in die Pädagogische Akademie in Bonn, wo die eigentliche Arbeit am Grundgesetz begann.
Die Pädagogische Akademie, die im August 1948 in kürzester Zeit für die Zwecke des Parlamentarischen Rates hergerichtet wurde, war im modernen Bauhausstil vom preußischen Regierungsbaumeister Martin Witte entworfen und zwischen 1930 und 1933 ganz im Süden Bonns am Rhein erbaut worden. Sie war der einzige Bau des Dessauer Bauhauses im Bonner Raum. Nach einem Beschluss des nordrhein-westfälischen Landeskabinetts wurde der Düsseldorfer Architekt Hans Schwippert bereits Ende 1948 beauftragt, einen Plan für den Umbau der Akademie zu einem dauerhaften Parlamentsgebäude anzufertigen. Im Februar 1949 begannen die Bauarbeiten, ohne dass zu diesem Zeitpunkt sicher war, dass Bonn zukünftig Parlamentssitz sein würde. Bonn und das Land Nordrhein-Westfalen hofften auf die Macht des Faktischen.
Schwippert fügte dem Akademiegebäude einen fünfgeschossigen Bau für den Bundesrat und einen dreigeschossigen Anbau für den Deutschen Bundestag an. Der neue Plenarsaal, den Schwippert an die bisherige Turnhalle der Akademie (nun eine Wandelhalle) anfügte, war mit 1000m² rund 340m² größer als der des alten Reichstagsgebäudes in Berlin. Am 5. Mai 1949 wurde Richtfest gefeiert. Nur fünf Tage später wurde Bonn von den Mitgliedern des Parlamentarischen Rates mit 33 zu 29 Stimmen gegenüber Frankfurt am Main zum "vorläufigen Sitz der Bundesorgane" gewählt. Die Entscheidung über den Bundessitz wurde nicht in das Grundgesetz aufgenommen. Im Hintergrund hatte unter anderem Konrad Adenauer eine Kompromissformel kommuniziert, nach der Bonn nur für die ersten Tätigkeiten der Bundesorgane als Sitz installiert werden sollte.
Die architektonischen Leitmotive des umgebauten Akademiegebäudes waren Transparenz, Helligkeit und klare Linien. Zwei komplett verglaste Wände machten den Plenarsaal für die Bürgerinnen und Bürger einsehbar. Freiheit der Gesellschaft und Transparenz des politischen Systems waren das Bekenntnis, das durch die Architektur zum Ausdruck gebracht werden sollte. Bestuhlung und Sitzordnung wurden der herkömmlichen Struktur aus dem Reichstagsgebäude nachempfunden. Verzichtet wurde bewusst auf Mittel der Repräsentation: Während einige Zeitgenossen in dieser Zurückhaltung eine neue Würde des Bauens mit den sparsamen und strengen Mitteln einer technischen Zeit sahen, beurteilten andere den Bau als Ausdruck des provisorischen Charakters, den die Bundesbauten in Bonn haben sollten. Zugleich sollte dieser bauliche Neubeginn auch Bescheidenheit und Zurückhaltung demonstrieren. Sicherlich spielten auch Kosten eine nicht unerhebliche Rolle. Schließlich sollte die Entscheidung für den Bauhausstil auch ein anti-nationalsozialistisches architektonisches Symbol setzen.
Viele Abgeordnete und Mitarbeiter des Parlaments wussten mit der modernen Architektur wenig anzufangen und störten sich vor allem an der Enge der Gebäude So bekannte die Alterspräsidentin Marie-Elisabeth Lüders: "Wenn ich hier im Bundestagsrestaurant bin, so weiß ich niemals, ob ich mich in einem Aquarium befinde oder vielleicht im Wartesaal eines Zentralbahnhofs." Das Gebäude sei für den parlamentarischen Betrieb ungeeignet, so Lüders. Tatsächlich standen bei Aufnahme der Tätigkeit dem Deutschen Bundestag - vor allem seiner Verwaltung - rund 220 Räume mit ca. 12.000 m² Nutzfläche zur Verfügung. Für die 402 Abgeordneten - vor allem deren Fraktionsführungen - waren aber lediglich 68 Büros vorgesehen. Die Büroräume hatten eine Größe von nur knapp 11 m². Jeder Abgeordnete verfügte ausschließlich über ein 40 x 40 cm großes Schließfach. In der Eile der Umbauarbeiten hatte der Architekt vermutlich auf das Raumkonzept des alten Reichstagsgebäudes zurückgegriffen. Im Sommer 1949 sollten zunächst provisorische Bürobaracken, die gegenüber dem Bundeshaus aufgestellt werden sollten, die Raumnot lösen, ehe zu Beginn der 50er Jahren eine rege Bau- und Planungstätigkeit rund um das Bundeshaus einsetzte. 1953 wurde der Plenarsaal um 6 Meter zum Rhein hin verlängert, da dem Deutschen Bundestag ab der 2. Wahlperiode rund 100 Abgeordnete mehr angehörten und die Zuschauertribünen wegen des großen Interesses erweitert werden mussten. Der Plenarsaal hatte nun eine Gesamtgröße von 1235m². Mit der Erweiterung des Plenarsaals erhielt dieser an der Stirnseite auch einen neuen Bundesadler. Der Kölner Bildhauer Ludwig Gies gestaltete den Adler, dessen Gestalt später für den Bundesadler im Plenarsaal des Reichstagsgebäudes hinter dem Sitzungspräsidenten verwendet wurde.
Die Erweiterungen wirkten und waren gelegentlich improvisiert; sie unterstrichen bewusst oder unbewusst den Charakter Bonns als Provisorium, obwohl Neubauten ein Provisorium eigentlich konterkarieren. 1956 entschloss sich der Deutsche Bundestag schließlich zu einem Baustopp in Bonn, unter anderem auch, um die Hauptstadtfrage symbolisch offen zu halten. Da mit dieser Entscheidung aber der Raumbedarf für die Bundestagsabgeordneten und die Verwaltung nicht geringer wurde, waren es in der Folgezeit vor allem private Investoren, die in Bonner Bürokomplexe investierten und diese an den Bund vermieteten - eine abgestimmte städtebauliche Planung war dadurch kaum noch möglich.