20. April bis 11. Juli 2010
Am 19. April 2010 eröffnete Bundestagsvizepräsident Dr. h.c. Wolfgang Thierse im Kunst-Raum die Ausstellung "Atlasmacher" mit Werken von Lutz Dammbeck.
Atlanten gelten als Wörterbücher der Augenwissenschaften. Hergestellt werden sie vom Atlasmacher, der versucht, in der Vielfalt der Erscheinungen Muster zu erkennen, um so zur Norm hinter den Variationen vorzudringen. Der Künstler Lutz Dammbeck nutzt ähnliche Techniken. Seit Anfang der 1980er Jahre arbeitet er am HERAKLES KONZEPT - einem Gesamtkunstwerk, für das er Fotografien, Zeitungsausschnitte und Archivalien unterschiedlichster Art sammelt, bearbeitet und zu einer "Archäologie der Erinnerung" zusammenfügt. Dabei sieht er sich als ein Monteur auf der Suche nach der "Leerstelle Herakles." Bei den Untersuchungen über die historischen wie aktuellen Konstruktionen der Figur führt er nach dem Prinzip der Montage nicht nur unterschiedliche Materialien, sondern auch Mythen, Leitbilder und Ideologien zusammen und interessiert sich für deren innere Zusammenhänge. In seinem Film "Das Netz" (2003) und bei Installationen wie "PARANOIA" (2006) und "Re_Re-Education" (2007) beschäftigte er sich u.a. mit der Rolle von Kybernetik, Sozialwissenschaften, Psychologie und neuen Technologien. In einer eigens für den Kunst-Raum entwickelten Installation ergänzt und erweitert er nun seine Recherchen um neue Themenfelder. Er fragt nach der Bedeutung dieser Wissenschaften und Technologien für die Neuformierung von Gesellschaft, konkret im Rahmen der sogenannten "Re-Education" im Westen Deutschlands nach 1945. Die Ausstellung zeigt insofern kein Endresultat, sondern fixiert einen Ausschnitt aus einem offenen Rechercheprozess. Sie entstand in Zusammenarbeit mit den Zoologischen Sammlungen der Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg.
Lutz Dammbeck, geb. 1948, Professor an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, ist mit der Installation "Herakles-Notizen" im Kunst-am-Bau-Programm des Reichstagsgebäudes vertreten.
am 26. Mai 2010 um 19 Uhr im Kunst-Raum: |
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Radikale, Krieger und Gelehrte Die Geburt der Gegenkultur aus dem Geist des Geheimdienstes? Intellektuelle Genealogien im frühen Kalten Krieg |
Vortrag von Dr. des. Tim B. Müller, Historiker, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hamburger Institut für Sozialforschung und Autor eines Buches zu diesem Thema (erscheint im Herbst 2010 in der Hamburger Edition) Anschließend Podiumsdiskussion mit dem Künstler Lutz Dammbeck und der Historikerin Prof. Dr. Gabriele Metzler, Humboldt-Universität zu Berlin Es ist Zeit für eine radikale Historisierung des Kalten Krieges. Der Weg dorthin führt in die Archive, die vertrauten Erzählungen widersprechen. Im Mittelpunkt des Vortrags des Historikers Tim B. Müller steht eine Gruppe von Intellektuellen, die am Ende des Zweiten Weltkrieges zusammenfanden und dauerhafte Freundschaften schlossen. Der Ort, an dem ihre gemeinsame Geschichte begann, war der amerikanische Kriegsgeheimdienst, das Office of Strategic Services (OSS). Neue Zusammenhänge wurden gestiftet, als dort die intellektuellen Emigranten Herbert Marcuse, Franz Neumann und Otto Kirchheimer auf amerikanische Kollegen trafen, auf die Historiker Stuart Hughes, Leonard Krieger und Carl Schorske, den Soziologen Barrington Moore und den Literaturwissenschaftler Norman O. Brown. Die Intellektuellengeschichte dieser kleinen Gruppe soll als Fenster zu den Lebensbedingungen des Geistes im frühen Kalten Krieg dienen. Regierungsstellen und große Stiftungen wie die Rockefeller Foundation stellten die materiellen und institutionellen Grundlagen bereit, die liberalen Eliten steuerten dieses System von Denk- und Wissensfabriken, das bewusst auch abweichendem Wissen und alternativen Deutungskulturen Platz einräumte. |
Kunst-Raum im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus
Zugang über die Spree-Uferpromenade
Schiffbauerdamm, 10117 Berlin
20. April bis 11. Juli 2010
jeweils Dienstag bis Sonntag von 11.00 bis 17.00 Uhr
Telefon: 030 - 227 32027 (während der
Öffnungszeiten)
E-Mail:
kunst-raum@bundestag.de
Homepage:
www.kunst-im-bundestag.de