Berlin: (hib/CHE) Der Bundesverband der
Betriebskrankenkassen (BKK) beurteilt die Chancen, die
Beiträge der Versicherten im Jahr 2005 dauerhaft zu senken,
zurückhaltend. Dies brachte sein Vertreter, Robert
Paquét, am Mittwochnachmittag während einer
Anhörung im Gesundheitsausschuss zum Ausdruck. Die Fraktionen
von CDU und CSU hatten einen Antrag (
15/4135) zu den "Wirkungen und Nebenwirkungen
des GKV-Modernisierungsgesetzes - kritische Bestandsaufnahme" in
die Diskussion eingebracht. "Wir halten nichts von
Beitragsabsenkungen, die wir im Oktober wieder zurücknehmen
müssen. Diesen Jo-Jo-Effekt können wir unseren
Versicherten nicht zumuten", sagte Paquét. Momentan sei
nicht abzuschätzen, wie sich die Finanzlage, trotz des
erwirtschafteten Überschusses im Jahr 2004, entwickeln werde:
"Wir verfügen noch nicht über gesicherte Daten über
den Ausgaben- und Kostenfaktor. Außerdem besteht ein
großer Unsicherheitsfaktor, was die Mitgliederzahlen angeht",
begründete der Experte die Zurückhaltung der
Krankenkassen. Zum jetzigen Zeitpunkt sei zum Beispiel nicht
abzusehen, wie hoch der Anteil der von der Hartz IV-Reform
betroffenen Mitglieder sein werde. Als eine weitere Unsicherheit
nannte er die Entwicklung der Arzneimittelkosten: "Hier sehen wir
erhebliche Risiken und eine starke Dynamik. Allein im letzten Jahr
konnten wir einen Anstieg bei diesen Kosten von neun Prozent
beobachten." Vor diesem Hintergrund sei es "unverantwortlich", die
Beiträge zum jetzigen Zeitpunkt abzusenken. Unterstützung
erhielt er in dieser Frage von der Deutschen Bundesbank. Deren
Vertreter, Johannes Clemens, begründete seine ablehnende
Haltung gegenüber kurzfristigen Senkungen der Beiträge
mit dem Verschuldungsstand der Krankenkassen. Er hielt sie jedoch
nicht grundsätzlich für ausgeschlossen: "Wir haben uns
nicht gegen eine Beitragsabsenkung an sich ausgesprochen. Es geht
uns nur um die zeitliche Verteilung. Die gesetzlichen Vorgaben an
die Krankenkassen, bis Ende 2007 die Schulden abzubauen, haben
absolut Priorität. Hier muss man also erst einmal vorsichtig
sein und abwarten, wie sich die Lage entwickelt." Der
Sachverständige, Professor Eberhard Wille stimmte diesen
Argumenten zu: "Der Wunsch der Politik nach einer Beitragssenkung
ist verständlich. Aber das Problem der Schuldentilgung hat
absolut Vorrang, weil nur auf diesem Weg späteren
Beitragserhöhungen vorgebeugt werden kann." Auch er mahnte zur
Vorsicht, weil "ich starke Probleme bei der Beitragseinnahmeseite
in diesem Jahr befürchte".Zur Diskussion standen darüber
hinaus drei Anträge der FDP-Fraktion über die Beseitigung
der Altersgrenze für Vertragsärzte (
15/940), über die freie Wahl der
Kostenerstattung in der gesetzlichen Krankenversicherung (
15/3511) und über die Wiederverankerung
nicht verschreibungspflichtiger Arzneimittel als Leistung der
gesetzlichen Krankenversicherung (
15/5135).
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Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
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Redaktion: Dr. Bernard Bode, Michael Klein, Dr. Volker Müller,
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