Steinbrück: Defizitkriterium soll 2007 deutlich
unterschritten werden
Finanzausschuss/Finanzausschuss - 25.01.2006
Berlin: (hib/VOM) Bundesfinanzminister
Peer Steinbrück (SPD) hat am Mittwochvormittag im
Finanzausschuss prognostiziert, dass die Bundesrepublik 2007 das
Maastricht-Kriterium der Neuverschuldung von maximal drei Prozent
des Bruttoinlandsprodukts deutlich unterschreiten werde. Man liege
derzeit bei 3,4 Prozent, so Steinbrück. Da eine Senkung des
Defizits um 0,1 Prozent mit Minderausgaben von 2,5 Milliarden Euro
verbunden sei, müssten 10 Milliarden Euro in diesem Jahr
eingespart werden, um das Kriterium bereits 2006 zu erfüllen.
Dies wäre nach Auffassung des Ministers konjunkturpolitisch
nicht zu vertreten. Die Bundesregierung sei sich bewusst, welche
Bedeutung das im Europäischen Stabilitäts- und
Wachstumspakt vorgesehene Verfahren der EU gegenüber
Defizitsündern hat. Nach Meinung Steinbrücks sollte
Deutschland hier eine Vorbildfunktion in der EU
wahrnehmen.Steinbrück unterstrich, dass die Regierung an der
für 2007 geplanten Erhöhung der Mehrwertsteuer um drei
Prozent festhalten werde. Davon profitierten auch die Länder
mit 28 Milliarden Euro und die Kommunen mit 7 Milliarden Euro
brutto mehr pro Jahr. Ein Prozent der Einnahmen sei vorgesehen, um
die geplante Senkung des Beitragssatzes der
Arbeitslosenversicherung von 6,5 auf 4,5 Prozent zu finanzieren.Der
Minister kündigte darüber hinaus eine
Unternehmenssteuerreform mit Wirkung ab 1. Januar 2008 an. Diese
Reform werde einen Paradigmenwechsel der Unternehmensbesteuerung
darstellen, weil man damit aus dem Dualismus zwischen
Kapitalgesellschaften und Personengesellschaften heraus kommen
wolle. Ein Inkrafttreten bereits im Jahr 2007 wäre nach
Ansicht Steinbrücks "irreal", weil man dann bereits im
März oder April mit dem Gesetzgebungsverfahren anfangen
müsste. Zur Gewerbesteuer, die derzeit Rekordeinnahmen von
deutlich über 30 Milliarden Euro abwerfe, sagte der Minister,
wer sie abschaffen wolle, müsse Vorschläge für eine
andere wirtschaftskraftbezogene Einnahmequelle der Kommunen
unterbreiten. Was die Vereinfachung des Steuerrechts angeht, zeigte
sich der Minister offen für "pragmatische Vorschläge".
Das Einkommensteuerrecht werde überarbeitet werden, die
Entwicklung eines neuen Steuergesetzbuchs sei im Koalitionsvertrag
jedoch nicht vorgesehen.Zur Steuerquote im Deutschland sagte der
Minister, diese sei abgesehen von der in der Slowakei die
niedrigste in ganz Europa. Er räumte gegenüber der
CDU/CSU jedoch ein, dass die Steuerquote für
Kapitalgesellschaften im internationalen Vergleich zu hoch sei. Wer
Steuern senken wolle, müsse sich über die Effekte auf die
Ressourcen der Gebietskörperschaften im Klaren sein.
Angesprochen auf die Wachstumsprognose des
Jahreswirtschaftsberichts von 1,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts
meinte Steinbrück, er sei "umzingelt von Projektionen, dass
das Wachstum höher sein könnte". Er gehe jedoch von
konservativen Daten aus.
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Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
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