EU-Beitritt Bulgariens und Rumäniens im Frühjahr auf
der Tagesordnung
Ausschuss für die Angelegenheiten der
Europäischen Union/Ausschuss für die Angelegenheiten der
Europäischen Union - 08.02.2006
Berlin: (hib/MPI) Das
Ratifizierungsverfahren zum EU-Beitritt von Bulgarien und
Rumänien wird nach Worten von Außenminister Frank-Walter
Steinmeier (SPD) voraussichtlich im April oder Mai in Gang gesetzt.
Das Bundeskabinett werde sich damit so rechtzeitig
beschäftigen, dass das Verfahren bis Ende dieses Jahres
abgeschlossen werden könne, sagte Steinmeier am
Mittwochvormittag bei seinem Antrittsbesuch im Ausschuss für
die Angelegenheiten der Europäischen Union. Für Mitte Mai
werde der nächste Fortschritts-Bericht der EU-Kommission
über Bulgarien und Rumänien erwartet, aufgrund dessen
Brüssel vermutlich entscheidet, ob die beiden Staaten 2007
oder erst 2008 beitreten können.Als wichtiges
europapolitisches Ziel der Bundesregierung benannte Steinmeier, die
Diskussion über die Zukunft der Europäischen Verfassung
zu intensivieren. Zwar sei die von einigen nach dem
vorläufigen Scheitern des Verfassungsprozesses vorhergesagte
institutionelle Krise der EU bislang nicht eingetreten. Jedoch sei
diese spätestens mit dem Beitritt weiterer Staaten zu
befürchten, sagte der Außenminister. Auch deshalb
müsse das "große Projekt Verfassungsvertrag" zu einem
Erfolg geführt werden. Steinmeier sprach sich dagegen aus, zum
gegenwärtigen Zeitpunkt den Verfassungsentwurf aufzuspalten.
Vielmehr solle dieses Jahr und die im Frühjahr 2007 beginnende
EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands für Gespräche
über die "Grundsubstanz" der Verfassung genutzt
werden.Steinmeier sagte, dass es in der EU nach dem
vorläufigen Scheitern des Verfassungsprozesses eine
"Vertrauens- und Orientierungskrise" gebe. Deshalb sei eine "lange
und ehrliche Diskussion über den Stand der europäischen
Einigung" notwendig, unterstrich der Minister. Vor dem Hintergrund
der Kriege im 20. Jahrhundert sei die Bundesregierung verpflichtet,
in diesem Zusammenhang auf die Friedensperspektive der
Staatengemeinschaft hinzuweisen. Damit könne der Gehalt
manchen Streites in der EU ins rechte Licht gerückt werden,
sagte der Minister. Er verwies zudem auf den Nutzen, den
Deutschland aus der europäischen Integration ziehe. Durch
diese würden etwa 5,5 Millionen Arbeitsplätze
insbesondere in der exportorientierten deutschen Wirtschaft
gesichert.Der Ausschuss beschäftigte sich zudem mit der
EU-Dienstleistungsrichtlinie. Die Bundesregierung räumte auf
Nachfragen der Oppositionsfraktionen ein, dass sich die
Koalitionspartner bislang nicht auf eine gemeinsame Position in
dieser Frage geeinigt hätten. Spätestens zur Sitzung des
EU-Ministerates am 25./26. März werde jedoch ein Kompromiss
erzielt sein. Das Europaparlament wolle Mitte Februar über die
Richtlinie befinden. Der EU-Ministerrat werde sich am 25./26.
März mit dem Vorhaben befassen. Die Bundesregierung verwies
darauf, dass die Entscheidung über die
Dienstleistungsrichtlinie möglicherweise sogar in die
Ratspräsidentschaft Deutschlands fallen könne, etwa wenn
Rat und Europaparlament unterschiedliche Auffassungen
verträten.
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Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
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