Weiterbildung soll mehr Gewicht haben und praxisnäher
werden
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (Anhörung) - 29.01.2007
Berlin: (hib/SKE) Angebote zur beruflichen
Weiterbildung müssen besser auf die Bedürfnisse der
Menschen abgestimmt werden. Um auch Fortbildungen abgeneigte Leute
zum Lernen zu motivieren und die Notwendigkeit, nach dem
Schulabschluss weiterzulernen, allen sichtbar zu machen, müsse
Weiterbildung ein fester Bestandteil des Lebens werden.
Darüber waren sich die Experten in der öffentlichen
Anhörung des Ausschusses für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung zum Thema "Lebenslanges Lernen -
Bedarf und Finanzierung" am Montag einig.Schulabbrecher und andere
Geringqualifizierte müssten anders als bisher motiviert
werden. Professor Gerhard Bosch von der Gesamthochschule Duisburg
sagte, diejenigen, die eine schlechte Ausgangslage hätten,
müssten "in den Betrieben aktiv überzeugt werden". Eine
traditionelle Beratung nütze bei ihnen nichts mehr. "Wir
müssen ganz weg vom Konzept der Schule und Lernen im Prozess
der Arbeit anbieten", meinte auch Professor Friedrich Hubert Esser,
Leiter der Abteilung Berufliche Weiterbildung des Zentralverbands
des Deutschen Handwerks. Das Selbstvertrauen in
Prüfungssituationen fehle oft. Wichtig sei in seinem
Berufsfeld auch die gute Vorbildung des Meisters, da er dann seine
Angestellten zum Lernen animiere. Professor Dieter Timmermann,
Vorsitzender der früheren Expertenkommission "Finanzierung
Lebenslangen Lernens", hob als positives internationales Beispiel
Schweden hervor. Hier sei die berufliche Weiterbildung in "ein
System des Lernens" angelegt. Die Einordnung der Fortbildung in
eine vierte Säule, also abgetrennt von Schule und Lehre,
könne eher hinderlich sein. In Schweden könnten sich
Arbeitnehmer vom Betrieb freistellen lassen und würden
teilweise vom Staat finanziell unterstützt, wenn sie Kurse
besuchen wollten.Lebenslanges Lernen als vierte Säule des
Bildungssystems hielt dagegen Stephanie Odenwald von der
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft für sinnvoll.
Weiterbildung müsse in den öffentlichen Sektor genauso
eingebunden sein wie Schule. Daher seien gesetzliche Regelungen und
ein finanzielles Konzept des Bundes notwendig. Nicht nur mangelnde
Motivation sei der Grund für wenig Fortbildung, sondern auch
mangelndes Geld auf Seiten der Anbieter, hob Ulrich Aengenvoort,
Verbandsdirektor des Deutschen Volkshochschulverbandes hervor.
Außerdem seien die Volkshochschulen davon abgekommen, "nur
Angebote von der Stange zu machen". Inzwischen kooperierten sie
auch mit Unternehmen und stellten sich auf die konkreten
Bedürfnisse von deren Angestellten ein.
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