Berlin: (hib/SUK) Genau ein Jahr, nachdem
er von den Grünen eingereicht wurde, ist am Mittwochvormittag
ein Antrag zur wirksameren Kontrolle der Geheimdienste (
16/843) vom Innenausschuss abgelehnt worden.
Darin hatten die Grünen eine "unverzügliche Novellierung"
des Parlamentarischen Kontrollgremiums (PKGr) gefordert, die mehr
Transparenz und bessere Arbeitsmöglichkeiten für das
Gremium sowie die "qualifizierte und vollständige
Unterrichtung des PKGr durch die Bundesregierung" und eine
Stärkung der Zuständigkeit der Fachausschüsse und
des Plenums zur Folge haben sollte.In der Ausschusssitzung stellten
die Grünen fest, in dem Jahr seit der Einreichung des Antrags
habe sich "nichts getan". Nach wie vor bestünden
"unzureichende Kontrollstrukturen" und das PKGr könne seine
Aufgaben "nicht so erfüllen, wie es müsste". Die
Nachrichtendienste unterlägen "keiner wirksamen Kontrolle".
Weil ihm immer wieder nachrichtendienstliche Aspekte vorenthalten
würden, sei auch der Innenausschuss nicht imstande, sich ein
"vollständiges Bild von der inneren Sicherheit" zu machen. Mit
dem Vorschlag, so die Grünen, gesetzlich klarzustellen, dass
das PKGr keine "thematische Alleinzuständigkeit" habe,
könne man der "Selbstamputation" des Ausschusses
entgegenwirken.Obwohl Linksfraktion und Liberale vielen der Aspekte
des Grünen-Antrags zustimmten, enthielten sie sich bei der
Abstimmung der Stimme. Auch die FDP unterstrich, die Koalition sei
"völlig untätig geblieben" und es sei zu konstatieren,
dass die Kontrolle der Geheimdienste durch die Exekutive "nicht
hinreichend" erfolge - daher müsse man die parlamentarische
Kontrolle verstärken. Dennoch teile man die Auffassung der
Grünen nicht, dass Themen mit Geheimdienstbezug dem Ausschuss
"per se" entzogen seien. Dies sei auch nach "geltender Rechtslage
eine irrige Auffassung". Die Linksfraktion bemängelte, der
Antrag gehe "nicht weit genug", weil er nur Bezug auf das PKGr
nehme. So sei auch die Beobachtung von Abgeordneten durch den
Verfassungsschutz ein Beispiel, das "gefälligst
öffentlich diskutiert werden muss".Die SPD forderte die
Fraktion auf, sich "weniger reflexhaft als sonst" und
substanzieller mit dem Thema zu beschäftigen. Man könne
das PKGr nicht "mit einer neuen Struktur überziehen", weil es
gerade kein Ausschuss wie jeder andere sei. Der Antrag der
Grünen habe vor einem Jahr der Vorbereitung des ersten
Untersuchungsausschusses gedient - auf dessen Ergebnisse solle man
jetzt warten, da sich der Ausschuss auch mit möglichen
Defiziten bei der Kontrolle der Geheimdienste beschäftige.
Grundsätzlich gelte: Für die Arbeit des PKGr sei
Geheimhaltung unabdingbar "angesichts der Weltlage". Zudem
würde vieles von dem, was im Gremium verhandelt würde,
ohnehin öffentlich gemacht. Dies sei jedoch "nicht immer klug
und gut". Die Union warf den Grünen vor, ihr Antrag diene
dazu, "möglichst viel ungestraft an die Presse" geben zu
können. Wenn man aber die Geheimdienstarbeit "auf dem offenen
Markt" handele, tue man der Arbeit der Dienste und der Sicherheit
des Landes "keinen Gefallen".Diesen Vorwurf bezeichneten die
Grünen als "Diffamierung der Fraktion" und "Frechheit". Wer
nach "Durchstechern" suche, dürfe sich nicht nur in den
parlamentarischen Kreisen umschauen, sondern müsse das
"Täterfeld breiter ins Auge fassen". Die Union habe "nicht
kapiert", dass "was in das Gremium" hineingehe, von der Exekutive
komme.
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Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
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