Berlin: (hib/VOM) CDU/CSU und SPD haben
die Bundesregierung aufgefordert, eine wissenschaftliche
Untersuchung in Auftrag zu geben, in der die wissenschaftlichen
Quellen zum Tourismus in Entwicklungsländer erfasst und
aufbereitet werden. Wie es in ihrem Antrag (
16/4603) heißt, steige der Anteil der
Entwicklungsländer am internationalen Tourismusaufkommen
kontinuierlich. Die "rasante Entwicklung" des Tourismussektors
biete Chancen zur Armutsbekämpfung und zur sozialen und
ökologischen Entwicklung der Partnerländer. Mit 271
Millionen internationalen Gästeankünften hätten die
Entwicklungsländer 2004 ihren Anteil am weltweiten Markt auf
36 Prozent gesteigert, nachdem er 1990 bei 28 Prozent und 1978
sogar nur bei elf Prozent gelegen habe. Von 1990 bis 2000 seien die
Tourismuseinnahmen in den Entwicklungsländern mit 133 Prozent
und in den am wenigsten entwickelten Ländern mit 154 Prozent
anteilsmäßig deutlich stärker gestiegen als in den
EU-Staaten oder in den Ländern der Organisation für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Die Fraktionen
wollen, dass der Tourismus auf Wunsch der Partnerländer zu
einem Schwerpunkt der Entwicklungszusammenarbeit erklärt
werden kann. Deutsche Tourismusunternehmen, die in
Entwicklungsländern investieren, sollten sich bereit
erklären, den am wenigsten entwickelten Ländern beim
Aufbau der Infrastruktur sowie der sozialen und wirtschaftlichen
Weiterentwicklung zu helfen. Die nachhaltige Tourismusentwicklung
müsse zudem durch eine stärkere Teilhabe der
Einheimischen gefördert werden. Reiseveranstalter sollten
ihren Kunden vermehrt Informationen und Programme anbieten, die das
Interesse der Urlauber an "Land und Leuten" aufgreifen. Was die
Ermittlungen wegen sexueller Ausbeutung von Kindern und
Jugendlichen angeht, solle das Bundeskriminalamt weitere
Verbindungsbeamte in den besonders betroffenen Ländern
einsetzen. Fluggesellschaften und öffentlich-rechtliche
Rundfunkanstalten werden aufgerufen, Aufklärungskampagnen
gegen Kindersextourismus zu unterstützen, vor allem durch
Informationsfilme, um die Reisenden zu sensibilisieren. Auch
über den internationalen Artenschutz und
umweltverträgliches Verhalten in den Zielländern
müsse intensiver aufgeklärt werden, schreiben die
Abgeordneten. Sie wollen, dass das Bewusstsein der deutschen
Reisenden für die positiven wie die negativen Wirkungen des
Tourismus in Entwicklungsländern erweitert wird.
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Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
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