Berlin: (hib/MPI) Die Bundesregierung
vertritt die Auffassung, dass sich die soziale und ökologische
Verantwortung von Unternehmen am besten in einem
marktwirtschaftlichen Ordnungsrahmen stärken lässt. In
ihrer Antwort (
16/5844) auf eine Große Anfrage der
Linksfraktion (
16/3557) hebt die Regierung unter anderem die
Arbeit des "Runden Tisches Verhaltenkodizes" hervor. Der Runde
Tisch habe sich in den vergangenen Jahren zu dem führenden
Forum auf dem Gebiet der Sozial- und Umweltstandards in Deutschland
entwickelt. Regelmäßig nutzten mehr als 30 Unternehmen,
Verbände, Nichtregierungsorganisationen, Gewerkschaften und
Ministerien den Runden Tisch als Plattform zum Austausch und als
"lernendes Forum". Seit seiner Gründung 2001 habe es 23
Treffen des Runden Tisches gegeben. Die öffentliche
Förderung habe sich seither auf rund 660.000 Euro belaufen.
Mit dem aktuellen Pilotprojekt "Dialogförderung auf
betrieblicher Ebene" habe der Runde Tisch einen neueren Ansatz bei
der Umsetzung von Sozialstandards gewählt, der auf die
Befähigung von Management und Beschäftigten
setze.Zugleich heißt es in der Antwort, die Bundesregierung
habe keine konkreten Planungen zur Einführung
zusätzlicher Veröffentlichungspflichten über die
Umsetzung von Umwelt- und Sozialstandards. Allerdings werde sie die
Diskussion über Kerninhalte der freiwilligen
Nachhaltigkeitsberichterstattung unterstützen. Die Regierung
verweist aber auch auf "das erklärte politische Ziel,
Unternehmen von bürokratischen Lasten zu befreien". Die
Schaffung neuer Pflichten zu regelmäßigen Sozial- und
Umweltbilanzen stünde im Gegensatz zu diesen
Bemühungen.Auf die Frage der Linken, ob die Bundesregierung
Maßnahmen ergreifen werde, um Massenentlassungen bei
gleichzeitig hohen Gewinnen zu verhindern, heißt es in der
Antwort, in einer marktwirtschaftlichen Ordnung könne kein
Anspruch auf einen Arbeitsplatz garantiert werden. Ziel der
Bundesregierung sei es, ein beschäftigungsfreundliches Klima
zu schaffen, das Massenentlassungen vermeidet. Dies geschehe unter
anderem durch Anreize für eine verstärkte
Investitionstätigkeit, eine grundlegende
Unternehmensteuerreform, die Senkung der Lohnzusatzkosten durch
Reformen in den sozialen Sicherungssystemen, die Förderung von
Existenzgründungen und eine investive Infrastruktur- und
Verkehrspolitik.In einem weiteren Komplex befasst sich die Fraktion
mit zunehmenden Lobbyaktivitäten von Unternehmen,
Verbänden und spezialisierten Lobbyisten auf europäischer
und nationaler Ebene. Sie fragt, wie diese eingeschränkt und
transparenter gestaltet werden können. Dazu schreibt die
Regierung, unlautere Lobbyaktivitäten ließen sich
letztendlich weder durch freiwillige Verhaltensregeln noch durch
rechtliche Maßnahmen vollständig vermeiden. Letztlich
seien es die europäischen Institutionen selbst, die gegen
Auswüchse des Lobbyings vorgehen müssten.
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Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
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