Berlin: (hib/BOB) Die steigende Zahl
fremdenfeindlicher Übergriffe in Russland ist aus Sicht der
Bundesregierung ein Anlass zur Sorge. Dies teilt sie in ihrer
Antwort (
16/6241) auf eine Große Anfrage der
Grünen (
16/4932) mit. Auch die Regierung in Moskau habe
sich dazu mehrfach kritisch geäußert und die Bedeutung
des Problems erkannt. Die Fraktion hatte in ihrer Anfrage das
Moskauer Informationszentrum Sova zitiert: Danach hätten
allein im Vorjahr fremdenfeindliche Überfälle zu 43 Toten
und 386 Verletzten geführt. Dies bedeute einen Anstieg von 30
Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Regierung erwidert dazu, der
russische Menschenrechtsbeauftragte Wladimir Lukin und
nichtstaatliche Menschenrechtsorganisationen berichteten
übereinstimmend von einer positiven Entwicklung im Jahr 2006:
Es habe zahlreiche Verurteilungen gegeben, in denen
fremdenfeindliche Motive ausdrücklich strafverschärfend
berücksichtigt worden seien. Auch die Situation der Medien-
und Pressefreiheit beobachtet die Bundesregierung nach eigenen
Angaben "sehr sorgfältig". Sowohl Bundeskanzlerin Angela
Merkel (CDU) als auch Bundesaußenminister Frank-Walter
Steinmeier (SPD) sprächen die Bedeutung des Themas für
die Entwicklung der Demokratie regelmäßig an.Die
Regierung nimmt außerdem zur geplanten Ostseepipeline
Stellung: Sie nehme die geäußerten Bedenken ernst und
sei mit allen Ostseeanrainerstaaten im "offenen Dialog". Die
Trassenführung und mögliche Anschlüsse bzw.
Abzweigungen der Nord Stream Gaspipeline sei aber Sache der
beteiligten Unternehmen. Über eine Reihe von Abzweigungen sei
diskutiert worden. Die Regierung betont in diesem Zusammenhang, die
Gründe für das mangelnde polnische Interesse an einer
entsprechenden Abzweigung seien ihr nicht bekannt. Nach Ansicht der
Bundesregierung sind Beteiligungen deutscher
Energieversorgungsunternehmen an der russischen Gazprom wichtiger
Bestandteil der wirtschaftlichen Kooperation mit Russland. Sie
trügen zur europäischen und deutschen
Gasversorgungssicherheit bei.Zur Frage der Grünen, ob die
Regierung das Ergebnis der Expertenanalyse teilt, demzufolge
Gazprom weitaus ineffizienter arbeitet als die privaten russischen
Öl- und Gasförderer, erwidert die Bundesregierung, sie
kommentiere derartige Analysen grundsätzlich nicht. Auch die
Struktur der Energiewirtschaft sei innere Angelegenheit jedes
Landes. Die Regierung vertrete aber den Standpunkt, dass auch die
Energiewirtschaft auf marktwirtschaftlichen Prinzipien basieren
sollte. Die Regierung teilt ferner mit, Russland und Deutschland
hätten Mitte Mai dieses Jahres vereinbart, einen
Energie-Frühwarnmechanismus einzurichten. Dieser solle
Lieferunterbrechung bei Öl und Gas vermeiden.
Herausgeber
Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
Verantwortlich: Uta Martensen
Redaktion: Dr. Bernard Bode, Götz Hausding, Michael Klein, Dr.
Susanne Kailitz, Dr. Volker Müller, Monika Pilath, Günter
Pursch, Annette Sach, Bernadette Schweda, Alexander Weinlein,
Siegfried F. Wolf