Berlin: (hib/HIL) Mit den Chancen des
Ferntourismus zur Entwicklungszusammenarbeit und dem Tourismus als
Instrument zur Armutsbekämpfung hat sich der
Tourismusausschuss am Mittwochnachmittag in einer Anhörung
beschäftigt. Die Experten betonten, dass der Tourismus,
besonders der Ferntourismus, für Schwellen- und
Entwicklungsländer ein großes Potenzial zur Entwicklung
habe. Diese Potenziale gelte es auszuschöpfen und dabei nicht
die Risiken aus dem Auge zu verlieren. Alle Experten sprachen sich
für stärkeres Engagement, sowohl von Seiten der Anbieter
als auch von Seiten der Politik, zum Ausbau des so genannten
nachhaltigen Tourismus aus.Heinz Fuchs vom Evangelischen
Entwicklungsdienst (eed, Tourism Watch) betonte, es müsse ein
wichtiges Ziel der Tourismuspolitik sein, dem Reisen wieder seinen
Wert zurückzugeben. Schlüsselbegriffe des Tourismus seien
"Nachhaltigkeit", "Armutsbekämpfung", "Klimaschutz" und
"Qualität" für Reisende wie für Bereiste. Kaum eine
Branche sei so sehr auf Menschen angewiesen wie die Reisebranche,
hob Günther Ihlau von der TUI AG hervor. Das gelte ebenfalls
sowohl für die Reisenden als auch für die Menschen in den
Reiseländern. Sein Unternehmen setze deshalb weltweit
Standards bei ökologischem und nachhaltigem Tourismus. "Es ist
unser eigenes Interesse, dass wir den Ast, auf dem wir sitzen,
nicht absägen." Für Klaus Laepple vom Bundesverband der
Deutschen Tourismuswirtschaft ist Tourismus "eine der sanftesten
Formen von Entwicklungshilfe". Seiner Wahrnehmung nach sei die
Phase "Geiz ist geil" im Tourismus weitgehend überwunden,
immer häufiger heiße es jetzt wieder "Qualität ist
geil". Diese Ansicht werde sich künftig noch verstärken.
"Unser Ziel ist es, die soziale und ökologische Entwicklung
weiter zu befördern", sagte Laepple.Klaus Lengefeld von der
Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, die
Entwicklungshilfe im Auftrag der Bundesregierung betreibt, stellte
klar, dass es weder nur nachhaltigen noch nicht nachhaltigen
Tourismus gebe. Es müsse viel mehr das Ziel sein, positive und
negative Wirkungen des Tourismus auszubalancieren. Viel zu wenig
wisse man derzeit außerdem noch über die Gesamtbilanz
des Tourismus in den Zielländern. Hier bestehe großer
Nachholbedarf. Armin Vielhaber vom Studienkreis Tourismus regte
unter anderem an, über die Zuständigkeit und den Status
des Tourismus als Instrument der Entwicklungszusammenarbeit neu
nachzudenken. Derzeit gelte der Tourismus nur als nachgeordnetes
Mittel. Des Weiteren forderte Vielhaber, die Qualifizierung des
Tourismus in Entwicklungsländer müsse weiter "gepuscht
werden", da sie noch längst nicht ausgereizt sei.Grundlage der
Anhörung waren ein Antrag der Koalitionsfraktionen (
16/4603) und einer der Grünen (
16/4181). Die Koalitionsfraktionen fordern
unter anderem, eine wissenschaftliche Untersuchung in Auftrag zu
geben, in der die wissenschaftlichen Quellen zum Tourismus in
Entwicklungsländer erfasst und aufbereitet werden. Die
Grünen fordern die Bundesregierung auf, den nachhaltigen
Tourismus zu fördern, um dadurch zur Bekämpfung der Armut
und zum Umweltschutz in den Entwicklungsländern beizutragen.
Neben der Förderung von Pilotprojekten solle zusammen mit der
Tourismuswirtschaft mehr Gewicht auf ökologische und soziale
Verbesserungen im Massentourismus gelegt werden.
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Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
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