Berlin: (hib/RRA) Für eine
Fortschreibung der Gedenkstättenkonzeption haben sich
Sachverständige in einer öffentlichen Anhörung im
Ausschuss für Kultur und Medien am Mittwochnachmittag
ausgesprochen. Grundlage der Diskussion bildete zum einen eine
Unterrichtung der Bundesregierung aus dem Jahr 1999 (
14/1569), in der die Fortentwicklung der
bestehenden Konzeption der Gedenkstättenförderung des
Bundes vorgestellt worden war, und zum anderen ein Antrag der
SPD-Fraktion zur Errichtung eines Freiheits- und Einheitsdenkmals (
16/6776).Joachim Scholtyseck, Professor
für Geschichtswissenschaft an der Universität Bonn, sieht
in der Konzeption eine "überzeugende und sachliche
Fortschreibung und Ergänzung" der bestehenden
Gedenkstättenkonzeption. Sie nehme die neueren Tendenzen der
wissenschaftlichen Forschung auf und berücksichtige zudem
"angemessen" beide deutsche Diktaturen des 20. Jahrhunderts. Klaus
Schroeder, Leiter des Forschungsverbundes SED-Staat an der Freien
Universität Berlin, begrüßte die Konzeption als
"gelungen". Sie würde ihrem Anspruch, Verantwortung
wahrzunehmen, die Aufarbeitung zu verstärken und das Gedenken
zu vertiefen, gerecht. Die Diktaturen würden "differenziert"
dargestellt und eine Gleichsetzung dadurch verhindert. Zudem
betonte Schroeder, dass eine angemessene Bewertung der
totalitären Diktaturen "normativer Maßstäbe"
bedürfe. Hierbei könne man sich nur an einer
freiheitlich-demokratischen Gesellschaft orientieren.Bernd
Faulenbach, Professor am Forschungsinstitut Arbeit, Bildung,
Partizipation der Universität Bochum, wies darauf hin, dass
der Staat sich bei der konkreten Gestaltung der Gedenkstätten
zurückhalten solle. Gedenkstätten sollten keine bestimmte
Botschaft veranschaulichen, sondern die Widersprüchlichkeit
des historischen Prozesses aufzeigen. Die Offenheit des vorgelegten
Konzepts sei daher zu begrüßen. Dadurch unterstreiche
es, dass die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit nicht
abschließbar sei, hob Faulenbach hervor. Wolfgang Benz,
Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung, ging auf die
Rolle von Gedenkstätten bei der Bekämpfung von
Antisemitismus ein. Er erklärte, dass es eine "naive
Vorstellung" sei zu glauben, man könne Gedenkstätten zur
Läuterung rechtsradikaler und antisemitischer Jugendlicher
benutzen. Erinnerungspolitik könne nicht leisten, was in
Schulen geleistet werden müsse.
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