Berlin: (hib/SKE) Alle Fraktionen im Ausschuss für Kultur und Medien begrüßten am Mittwoch die Einrichtung einer Arbeitsstelle für Provenienzrecherche und -forschung durch Kulturstaatsminister Bernd Neumann. Die Arbeitsstelle soll im Januar kommenden Jahres im Institut für Museumsforschung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz ihre Arbeit aufnehmen. Mit einem Budget von jährlich einer Million Euro soll sie Museen bei der Recherche über NS-Raubgut unterstützen. Die Union betonte, es sei wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Museen auch von selbst kritisch ihre Bestände untersuchten und eventuelle Rückgaben an Nachkommen meist jüdischer Besitzer prüften. Die Linke meinte dagegen, es seien vor allem die Museen, die zu Beginn der Debatte missverständliche Töne angeschlagen hätten. "Viele hatten Anfangsverdachte und dachten, sie könnten es aussitzen", hieß es aus der Linksfraktion. Die FDP hob hervor, dass die Forschung nach den ursprünglichen Eigentümern sowohl Erben als auch Museen nütze. Die Liberalen plädierten außerdem für eine einheitliche Handhabung bei Rückgaben.
"Die vielen kleinen Museen brauchen Hilfe", begründete Neumann die Einrichtung der Arbeitsstelle. Sie sollten nicht warten, bis Erben auf sie zukämen, sondern von sich aus aktiv werden. Er habe sich entschlossen, die Arbeitsstelle einzurichten, auch wenn eigentlich die Bundesländer für das Thema zuständig seien. Die Länder würden sich allerdings voraussichtlich mit 200.000 Euro an den Betriebskosten beteiligen, kündigte Neumann an.
Über die Rückgabe von Kunstwerken an Erben von im NS-Regime verfolgten Juden wird vor allem seit dem Streit um die Rückgabe des Bildes "Berliner Stadtleben" von Ernst Ludwig Kirchner diskutiert. Das Land Berlin hatte das Gemälde aus dem Brücke-Museum im Juni 2006 an die Erben des Vorbesitzers zurückgegeben. Diese hatten das Bild wenige Monate später für fast 30 Millionen Dollar versteigert.
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