Agrarförderung soll finanziell aufgestockt werden
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft
und Verbraucherschutz (Anhörung) - 09.04.2008
Berlin: (hib/KOS) Für eine bessere
finanzielle Ausstattung des Förderprogramms GAK
(Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des
Küstenschutzes) plädieren die landwirtschaftlichen
Interessenvertretungen. Zum Auftakt einer Anhörung des
Agrarausschusses am Mittwochmorgen über die Weiterentwicklung
der GAK zu einer "Gemeinschaftsaufgabe zur Entwicklung
ländlicher Räume" warben Albert Kienle,
Vize-Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), und
Erich Hinrich vom Landvolk Niedersachsen/Landesbauernverband
für die Beibehaltung des jetzigen Konzepts der GAK und deren
behutsame Reform. Für eine weitreichendere Fortentwicklung der
GAK traten hingegen mehrere Einzelsachverständige ein.Kienle
würdigte die über mehrere Jahrzehnte erbrachten
Leistungen im Rahmen der GAK, die im bäuerlichen Berufsstand
eine "sehr hohe Anerkennung" gefunden und die
Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft gestärkt habe.
Die GAK sei schon immer an neue Erfordernisse angepasst worden. So
begrüßt der DBV die neu aufgenommene Förderung von
lokalen Verteilnetzen für Bioenergie und von
Breitbandanschlüssen in ländlichen Räumen. Die GAK
solle sich auch in Zukunft auf die Unterstützung
wettbewerbsfähiger Agrarstrukturen und auf die Honorierung von
Leistungen bei der Pflege der Kulturlandschaft wie beim
Umweltschutz konzentrieren. Hinrich wies darauf hin, dass die GAK
bereits viel von ihrer "Agrarlastigkeit" verloren habe und dass
inzwischen mehr Mittel etwa in den Küstenschutz und in den
Tourismus flössen. Auch Theodor Weber vom bayerischen
Landwirtschaftsministerium sagte, die GAK sei über die Agrar-
und Forstwirtschaft hinaus ein "bewährtes
Förderinstrument" zur Entwicklung des gesamten ländlichen
Raums, was sich etwa im Ausbau von Breitbandanschlüssen
zeige.Kienle betonte, eine Integration der allgemeinen
Daseinsvorsorge, der Infrastruktur und des Naturschutzes in die GAK
würde diese "total überfordern". Auch Hinrich
erklärte, die Zusammenfassung aller auf den ländlichen
Raum zugeschnittenen Förderinstrumente in einem einzigen
Programm würde nicht funktionieren. Kienle: "Bei der
Weiterentwicklung der GAK darf kein zu großes Rad gedreht
werden". Als eigentliches Problem der GAK bezeichnete der
DBV-Vertreter deren "finanzielle Auszehrung" in den vergangenen
Jahren. Auch aus Sicht Webers müssen die GAK-Mittel
aufgestockt werden. Würden die Aufgaben dieses Programms
ausgeweitet, seien zusätzliche Gelder nötig, damit eine
GAK-Ausdehnung nicht zu Lasten bisheriger Maßnahmen gehe.Der
Einzelsachverständige Axel Dosch kritisierte, dass der "starke
Agrarbezug" der GAK die Entwicklung neuer Wachstumsimpulse im
ländlichen Raum behindere. In Zukunft müsse mehr Gewicht
auf die Unterstützung von Initiativen außerhalb der
traditionellen Landwirtschaft gelegt werden. Schon heute leisteten
mittlere und kleine Unternehmen, die Dienstleistungsbranche sowie
die Öko-Landwirtschaft wesentliche Beiträge für die
Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit solcher Regionen. Auch
Wolfram Güthler, Geschäftsführer des Verbands
für Landschaftspflege, sprach sich für eine breiter
angelegte Reform der GAK aus. So werde im bisherigen Programm die
Förderung der Landwirtschaft einerseits sowie der
Landschaftsbewahrung und Kulturpflege andererseits zu sehr getrennt
definiert, was häufig Probleme bei der Zuschussgewährung
aufwerfe. Die faktische Aufhebung des
EU-Flächenstilllegungsprogramms und die Intensivierung der
landwirtschaftlichen Nutzung angesichts steigender Preise auf dem
Agrarmarkt schüfen zudem wachsende Konflikte mit dem
Naturschutz. Auch für diese Herausforderung, so Güthler,
müssten bei einer Neuausrichtung der GAK Lösungen
gefunden werden. Die Sachverständige Renate Strohm
bemängelte in ihrer schriftlichen Stellungnahme, dass im
Rahmen der jetzigen GAK die Öko-Bauern im Schnitt weniger von
den staatlichen Transfers profitierten als die konventionelle
Landwirtschaft.
Herausgeber
Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
Verantwortlich: Uta Martensen (bis 31.03.2008), Saskia Leuenberger
(ab 01.04.2008 )
Redaktion: Dr. Bernard Bode, Götz Hausding, Claudia Heine,
Sandra Ketterer, Michael Klein, Hans-Jürgen Leersch, Johanna
Metz, Dr. Volker Müller, Monika Pilath, Annette Sach,
Bernadette Schweda, Alexander Weinlein, Siegfried F. Wolf