Berlin: (hib/MPI) Die Bezüge der rund
20 Millionen Rentner in Deutschland werden in diesem und im
kommenden Jahr um etwa 0,6 Prozentpunkte mehr steigen als nach der
gültigen Rentenformel vorgesehen. Der Ausschuss für
Arbeit und Soziales ebnete am 7. Mai einem Gesetzentwurf der
Fraktionen von Union und SPD (
16/8744) zur außerplanmäßigen
Rentenerhöhung den Weg. Die Koalitionsfraktionen stimmten
für, die Oppositionsfraktionen geschlossen gegen die Vorlage.
Diese soll am Donnerstag abschließend im Plenum beraten
werden. Nach dem Entwurf sollen die Renten in diesem Jahr statt um
0,46 um 1,1 Prozent steigen. Für 2009 rechnet die Koalition
dem Entwurf zufolge mit einer Erhöhung von zwei Prozent.
Aufgrund der diesjährigen Lohnabschlüsse wird die
Steigerung Expertenschätzungen zufolge jedoch deutlich
darüber liegen. Die Koalition begründet ihren
Vorstoß damit, dass die Rentenaufstockung nach geltendem
Recht nicht ausreiche, um die Rentner am Wirtschaftsaufschwung
teilhaben zu lassen. Deshalb wollen Union und SPD den so genannten
Riester-Faktor für zwei Jahre aussetzen. Dieser dämpft
den Rentenanstieg und soll die private Vorsorge der im Erwerbsleben
stehenden Bevölkerung honorieren. Die 2008 und 2009
ausbleibenden Kürzungen sollen den Angaben zufolge in den
Jahren 2012 und 2013 nachgeholt werden. In der Folge werde der
Beitragssatz in der Rentenversicherung erst 2012 statt 2011 sinken,
und zwar von heute 19,9 auf dann 19,5 Prozent und auf 19,1 Prozent
im Jahr 2013. Die Beitragszahlung von Arbeitnehmern und
Arbeitgebern liege demzufolge 2011 um jeweils 2,5 Milliarden Euro
und im Jahr 2012 um jeweils rund 1,7 Milliarden Euro höher als
ursprünglich geplant. Die langfristigen gesetzlichen
Beitragsobergrenzen von 20 Prozent bis 2020 und 22 Prozent bis 2030
sollen eingehalten werden.Im Ausschuss verteidigten die
Koalitionspartner den Schritt. Eine stärkere Erhöhung sei
angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten angemessen und sei
"einigermaßen systematisch", betonte die Union. Die SPD hob
hervor, sie stehe "uneingeschränkt" zum Aussetzen des
Riester-Faktors. Dies sei kein Geschenk vor der nächsten
Bundestagswahl im Herbst 2009, sondern eine notwendige Entlastung
der Rentner. Die FDP-Fraktion zog in Zweifel, dass die
Kürzungen in den Jahren 2012 und 2013 tatsächlich
nachgeholt werden. Dann nämlich stände bereits die
nächste Bundestagswahl an. Bei dem Gesetzentwurf der Koalition
bleibe die Generationengerechtigkeit "zweiter Sieger", so die
Liberalen weiter. Die Generation, die heute die höchsten
Beiträge zahle und die niedrigsten Renten bekommen werde,
müsse "die Zeche zahlen". Die Linke unterstrich: "Das ist und
bleibt ein Wahlgeschenk." Bezahlen müssten dafür die
zwischen 50- und 60-Jährigen. Diese zahlten 2011 und 2012
höhere Beiträge und erhielten von 2013 an niedrigere
Renten. Die Fraktion setzte sich erneut dafür ein,
sämtliche Dämpfungsfaktoren zu streichen. Die Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen führte aus, sie sehe
"überhaupt nicht, dass 2009 irgendetwas gemacht werden"
müsse. Schließlich garantierten die Lohnabschlüsse
von 2008 für kommendes Jahr ohnehin eine deutliche
Rentenerhöhung. Sie kündigte zugleich einen
Entschließungsantrag an, in dem unter anderem eine
Erhöhung der Grundsicherung im Alter gefordert werden
soll.
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Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
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