Abgeordnete nehmen Beteiligungsvertrag zur Bahnprivatisierung
zur Kenntnis
Ausschuss für Verkehr. Bau und
Stadtentwicklung/Haushaltsausschuss - 06.06.2008
Berlin: (hib/HIL/MIK) Nach heftiger Kritik
der Oppositionsfraktionen haben der Ausschuss für Verkehr, Bau
und Stadtentwicklung sowie der Haushaltsausschuss am Freitagmorgen
in Sondersitzungen den Beteiligungsvertrag über die
Teilprivatisierung der Verkehrssparte der Deutschen Bahn AG (DB AG)
zwischen Bund und DB AG zur Kenntnis genommen. Ein positiver
Beschluss der Ausschüsse über den Vertrag war dem
zugrunde liegenden Beschluss des Bundestages vom 30. Mai nicht
erforderlich. Die Opposition kritisierte abermals das Verfahren zur
Teilprivatisierung und vor allem die fehlende parlamentarische
Beteiligung. Außerdem sehen FDP, Grüne und Linke im
Beteiligungsvertrag viele Fragen nicht geklärt und "erhebliche
Risiken" auf den Bund zukommen. Acht Änderungsanträge der
FDP-Fraktion im Verkehrsausschuss wurden mit den Stimmen der
Koalitionsfraktionen abgelehnt.Durchsetzen konnte sich in beiden
Ausschüssen gegen die Stimmen der Opposition jedoch ein Antrag
der Koalitionsfraktionen CDU/CSU und SPD. Darin ist
festgeschrieben, dass "der Erlös aus der
Veräußerung der Aktien der DB Mobility Logistics AG (DB
ML AG) abzüglich eines zwischen Bund und DB AG vor der
Teilprivatisierung festzulegenden Betrags, der im Unternehmen
verbleiben soll, dem Bundeshaushalt zufließt". Die
Hälfte dieser Mittel solle in ein Investitions- und
Innovationsprogramm gesteckt werden. Außerdem sollen
"künftig Gewinne der Infrastrukturgesellschaften vorrangig
für die Verbesserung der Eisenbahninfrastruktur eingesetzt
werden". Im Haushaltsausschuss machte das Finanzministerium
deutlich, dass alle Einnahmen "qualifiziert gesperrt" werden
müssen, so dass der Ausschuss jeweils über die Verwendung
der Mittel entscheiden kann. Dem Bundestag soll alle zwei Jahre ein
Bericht über "alle beabsichtigten wesentlichen
Veränderungen" des Personenfernverkehrsangebots "unter
Darlegung der zugrunde liegenden Bedarfsanalysen" vorgelegt werden
und der Haushaltsausschuss erwartet bis zur Bereinigungssitzung des
Bundeshaushalts 2009 im November ein Konzept für ein
Innovations- und Investitionsprogramm für den
Schienenverkehr.Im Verkehrsausschuss befürchtete die FDP, dass
dadurch, dass die aus der DB AG auszugliedernde DB ML AG entgegen
dem Beschluss des Bundestages im Beteiligungsvertrag zur
Vertragspartei gemacht würde, der ML AG Rechte zugestanden
würden, die ihr nicht zustünden. Weil mit dem Vertrag
versucht werde, Kosten der DB ML AG auf die im 100prozentigen
Bundeseigentum stehende DB AG abzuwälzen und aus einer
mittelbaren Privatisierung eine unmittelbare werde, verstoße
der Beteiligungsvertrag "eklatant" gegen die
Bundeshaushaltsordnung. Die Grünen kritisierten unter anderem,
dass der Vertrag nicht regle, wer welchen Anteil der
Privatisierungserlöse bekomme. Außerdem warnten sie:
"Bestimmte Fehler können sie nicht zurücknehmen." Die
Linke, die gegen jegliche Privatisierungen der DB AG ist,
kritisierte, dass im Beteiligungsvertrag weder haftungsrechtliche
Fragen ausreichend geklärt würden, noch dem Bund
ausreichend Einfluss auf die Streckenplanung gesichert werde.
Vorgesehen sei lediglich die "rechtzeitige Information" geplanter
Streckenstreichungen oder -änderungen.Bundesregierung und
Koalition wiesen die Kritik zurück. Der Ausschuss beschloss
außerdem mit den Stimmen der Oppositionsfraktionen, in einer
Anhörung die Meinung von Experten zum Beteiligungsvertrag
einzuholen. Ein Termin für die Anhörung steht noch nicht
fest. Der Haushaltsausschuss will sich gegebenenfalls an der
Anhörung beteiligen.
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