Berlin: (hib/BOB) Die Menschenrechtslage
in China gab auch im Vorfeld der Olympischen Spiele in diesem Jahr
- einiger Verbesserung zum Trotz - "Anlass zur Besorgnis". Dies
teilt die Bundesregierung in ihrer Antwort (
16/9513) auf eine Große Anfrage der
Grünen (
16/7212) mit. Bei Menschenrechtsverletzungen im
Zuge der Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele handele es sich
zumeist um Proteste gegen Umsiedlungsmaßnahmen. Die Regierung
stellt weiter fest: "Leider finden die für ausländische
Journalisten anlässlich der Olympischem Spiele getroffenen
Regelungen keine Anwendung auf chinesische Journalisten." Der
Regierung liegen im Übrigen keine belastbaren Informationen
über die Zahl verhängter und vollstreckter Todesurteile
vor. Aussagen nichtstaatlicher Organisationen zufolge gehe die Zahl
der Hinrichtungen jedoch zurück. Mit einem Anfang Januar 2007
in Kraft getretenen Gesetz sei die alleinige Befugnis zur
Überprüfung und Bestätigung von Todesurteilen wieder
auf das Oberste Volksgericht übergegangen. Auch wenn die
Bundesregierung an ihrer Forderung festhalte, die Todesstrafe
komplett abzuschaffen, sei dies aus ihrer Sicht ein "wichtiger
Schritt in die richtige Richtung".Auch Sicht der Bundesregierung
ist weiterhin positiv zu werten, dass sich die individuellen
Freiräume der Bürger in China in den letzten Jahren
erweitert hätten. Die heutige chinesische Gesellschaft biete
die Möglichkeit zu freierer Meinungsäußerung im
privaten Bereich, zu Mobilität und individuellen
beruflich-wirtschaftlichen Chancen. Die Nutzung moderner
Massenkommunikationsmittel nehme rapide zu, damit auch der Zugang
zu kritischen Medien. Eine Zivilgesellschaft beginne sich
herauszubilden, kommentiert die Bundesregierung. Positiv zu werten
sei auch das Bekenntnis der chinesischen Seite zu einem an Recht
und Gesetz ausgerichteten sozialen Regierungshandeln. Es gebe
vermehrt Anstrengungen zu Reformen im Rechtsbereich. China
bemühe sich durch den Aufbau rechtsstaatlicher Strukturen,
mehr Verwaltungseffizienz und Fortschritte beim Kampf gegen
Amtsmissbrauch und Korruption zu erreichen.Das Internet mit seinen
in China nach offiziellen Angaben inzwischen 210 Millionen Nutzern
sei von der Regierung als einer der treibenden
Modernisierungsfaktoren erkannt worden. Gleichzeitig sei
offensichtlich, dass der dezentrale und vielfach anonymisierte
Informationsfluss im Netz das staatliche Monopol über die
öffentliche Meinungsbildung bereits an vielen Stellen
untergrabe. Um dem entgegenzuwirken, unterliege das Internet einer
hohen Regelungsdichte. In welchem Umfang die chinesische Regierung
das Internet tatsächlich zensiere, sei quantitativ nicht zu
erfassen. Nach eigenen Angaben hätten die chinesischen
Behörden im Jahr 2007 über 40.000 Webseiten mit
"pornografischen" oder "schädlichem" Inhalt aus dem Netz
entfernt. Die Zahl von angeblich 30.000 Internetpolizisten in China
kursiere sei einigen Jahren - zu verifizieren sei sie jedoch
nicht.Weiter führt die Bundesregierung aus, sie erkenne an,
dass sich die chinesische Regierung bemühe, den Schutz des
geistigen Eigentums zu stärken. Die Regierung in Peking habe
erkannt, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen noch erheblicher
Verbesserungen und Anstrengungen bedürfen. Im Jahre 2006
hätten die deutschen Zollbehörden gefälschte Waren
im Gesamtwert von 1,2 Milliarden Euro (gemessen am Originalpreis)
sichergestellt. Dies sei eine Verfünffachung gegenüber
dem Vorjahr. In jedem dritten Fall seien den Behörden Waren
aus China aufgefallen.
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Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
Verantwortlich: Uta Martensen (bis 31.03.2008), Saskia Leuenberger
(ab 01.04.2008 )
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