Berlin: (hib/TEP) Der Übergang von allgemeinbildenden Schulen in die berufliche Ausbildung ist ein ungelöstes gesellschaftliches Problem. Das sagte Ulrich Thöne von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in der Anhörung im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung zum Zweiten Nationalen Bildungsbericht am Montagnachmittag. Thöne wies auf den Verdienst des Bildungsberichts hin, der seinen Schwerpunkt auf dieses Problem lege. "Deutlich wird, dass das duale System nicht mehr in der Lage ist, allen ausbildungssuchenden Jugendlichen nach dem Verlassen der allgemeinbildenden Schule eine Perspektive zu bieten", sagte Thöne. Gleichzeitig seien Alternativen beruflicher Qualifizierung völlig unzureichend entwickelt. Wolfgang Meyer-Hesemann, Staatssekretär im Bildungsministerium des Landes Schleswig-Holstein, erklärte hingegen, dass das berufliche Bildungssystem in Deutschland sowohl dual als auch vollzeitschulisch im internationalen Vergleich nach wie vor erfolgreich sei. Er machte deutlich, dass die Bedeutung des Bildungsberichts darin liege, die verschiedenen Bildungsbereiche in ihrem Zusammenhang darzustellen und übergreifende Herausforderungen im deutschen Bildungssystem sichtbar zu machen. Eine Verbindlichkeit hätten die Erkenntnisse des Berichts nicht. "Er gibt keine politischen Handlungsempfehlungen, bereitet aber die Problemfelder deutlicher auf", sagte Meyer-Hesemann.
Zu den Problemfeldern gehöre etwa die Bildungslaufbahn von Migranten. "Alarmierend ist, dass sich ihre Chancen auf einen Bildungsabschluss und eine berufliche Karriere eher noch verschlechtert haben. Dies gilt sowohl für die Einmündungschancen in eine duale wie auch eine vollqualifizierende schulische Ausbildung", erläuterte Reinhold Weiß vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Angesichts der bildungspolitischen Zielsetzung der Bundesregierung, allen jungen Menschen in Deutschland eine vollqualifizierende Berufsausbildung zu ermöglichen, sei eine breit angelegte und abgestimmte Qualifizierungsoffensive für junge Menschen mit Migrationshintergrund erforderlich. Jutta Allmendinger vom Wissenschaftszentrum für Sozialforschung in Berlin wies allerdings darauf hin, dass vielen der Probleme, die Migranten im Bildungsbereich haben, sozioökonomische Ursachen zugrunde lägen. "Der Migrationseffekt als solcher ist eher niedrig", sagte sie.Ludwig Eckinger vom Verband Bildung und Erziehung sprach ferner von der "Dramatik des Lehrermangels". Diese hänge vor allem mit dem geringen Ansehen des Lehrerberufes sowie mit oftmals schwierigen Lehr- und Lernbedingungen zusammen. "Der Lehrerberuf darf nicht zum Notnagelberuf degradiert werden", forderte Eckinger. Auch die Eingangsbesoldung müsse erheblich erhöht werden. Meyer-Hesemann, der die Kultusministerkonferenz vertrat, stellte klar: "Ein Lehrerengpass darf nicht zur Entprofessionalisierung des Lehrerberufes führen." Quereinsteiger müssten entsprechend qualifiziert werden.Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
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