Kritik an Sprachpolitik der Europäischen Union hält
an
Ausschuss für die Angelegenheiten der
Europäischen Union - 12.02.2009
Berlin: (hib/BN) Deutschland ist nach wie
vor unzufrieden mit der Sprachen- und Übersetzungspolitik der
EU. Dies wurde in der Sitzung des Ausschusses für die
Angelegenheiten der Europäischen Union am Donnerstagnachmittag
deutlich, an der der EU-Kommissar für Mehrsprachigkeit,
Leonard Orban, teilnahm. Die Abgeordneten wiesen den Kommissar
darauf hin, dass von den Ausschüssen des Bundestages
inzwischen 60 Dokumente zurückgestellt wurden, da man
über diese mangels Übersetzung noch nicht beraten
könne.Der Eindruck auf deutscher Seite, dass weniger Dokumente
als früher ins Deutsche übersetzt werden, sei falsch,
verteidigte sich Orban. Nach Betrachtung seiner bisherigen
Aktivitäten ziehe er eine "positive Bilanz". Besonders
unterstrich der Kommissar allerdings die Problematik, dass ihm
einerseits nur begrenzte finanzielle Mittel zur Verfügung
stünden, andererseits aber die Anzahl der Sprachen der EU
durch die Erweiterungsrunden stetig gestiegen sei. "Die
Erhöhung des Übersetzungsvolumens erfolgt nicht
kostenneutral", sagte er. Hauptziel seiner Politik, erläuterte
Orban, sei "die Vielfalt innerhalb Europas zu managen". Angesichts
von 23 Amtssprachen, drei Alphabeten und 60 Minderheitensprachen,
sei dies gerade in seinem Arbeitsfeld eine anspruchsvolle
Aufgabe.Die Union gab zu bedenken, dass es ihr bei der anstehenden
Europawahl schwerfalle, den Bürgern den europäischen
Gedanken zu vermitteln, wenn selbst Abgeordnete zentrale Dokumente
wegen unzureichender Übersetzungen nicht gänzlich
verstehen. Die SPD forderte Orban auf, auf die Mitgliedsstaaten
zuzugehen und sie zu fragen, in welchem Umfang er
Unterstützung von ihnen erwarten könne. Die FDP brachte
zum Ausdruck, dass es für sie unerlässlich sei, dass
Parlamentarier, wie auch Bürger, Gesetze in ihrer
Muttersprache lesen können. Nach Meinung der Linksfraktion sei
eine Investition in die Sprachen eine Investition in die
Demokratie. Im Umkehrschluss spare man also an Demokratie, wenn man
an Sprachen spare. Die Grünen wiesen auf das generelle
Akzeptanzproblem der EU in der Bevölkerung hin. Den
Abgeordneten käme somit die wichtige Rolle zu, die
Popularität Europas zu verbessern. Dazu sei es nötig,
alle Dinge, die die EU beträfen zu verstehen.
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