Navigationspfad: Startseite > Dokumente & Recherche > Textarchiv > 2009 > Sportausschuss 02.12.2009
Ein national organisierter und lizenzierter attraktiverer Wettmarkt könnte für mehr Transparenz im Bereich der Sportwetten sorgen. Diese Ansicht vertreten sowohl der Deutsche Fußball-Bund (DFB), die Deutsche Fußball-Liga (DFL) als auch der Weltfußballverband FIFA. Das wurde während der öffentlichen Sitzung des Sportausschusses am Mittwoch, 2. Dezember 2009, zum Thema „Sportwettenbetrug im Fußball“ deutlich. Auch aus Sicht der Antikorruptionsorganisation Transparency International ist das jetzige System, dass einzig den staatlichen Anbieter Oddset zulässt, „nicht das Optimale“. Stattdessen sollte über eine Lizenzierung mehrere Anbieter nachgedacht werden, forderte Sylvia Schenk von Transparency International.
DFB-Vizepräsident Rainer Koch verwies auf die „mafiösen Strukturen“, die es auf dem internationalen Wettmarkt gebe. Zwar habe der DFB aus dem Betrugsskandal im Jahr 2005 um den ehemaligen Bundesliga-Schiedsrichter Robert Hoyzer seine Lehren gezogen und sei im europaweiten Vergleich in Sachen Betrugsbekämpfung „am besten aufgestellt“. Doch reiche dies allein nicht aus, da lediglich legale Märkte überwacht werden könnten. Daher sei es sinnvoll, durch Liberalisierung „attraktive kontrollierbare Wettmärkte“ zu schaffen.
In der Tat sei der DFB nach dem Fall Hoyzer „sehr aktiv“ geworden, bestätigte Sylvia Schenk. „Vorwarnsysteme allein reichen jedoch nicht aus“, sagte Schenk und kritisierte, dass die Prävention zu kurz gekommen sei.
Die Deutschland-Vorsitzende von Transparency International wandte sich gegen den Ruf nach neuen Strafgesetzen. Dies lenke nur von dringend benötigten und zeitnah umzusetzenden Maßnahmen ab. Dazu zähle auch die Übernahme von Antikorruptionsmaßnahmen aus der Wirtschaft wie etwa dem „Compliance-System“.
Wolfgang Feldner, der das „Early-Warning-System“ der FIFA entwickelt hat, verwies ebenfalls darauf, dass derartige Systeme auf dem Schwarzmarkt nicht funktionieren könnten. 90 Prozent der Manipulationen haben seinen Angaben nach auf dem asiatischen Wettmarkt ihren Anfang.
Problematisch sei auch der Bereich der Live-Wetten. Hier sei die Installation eines Frühwarnsystems nicht möglich. „Dennoch“, so Feldner, „sind Live-Wetten nun einmal die Realität.“ Würde man sie mit zu strikten Verboten belegen, würde dies zu weiterer Intransparenz führen. Daher müssten „international durchsetzbare Mindeststandards geschaffen werden“, forderte er.
Die Unionsfraktion erteilte ebenfalls dem „schnellen Ruf nach neuen Gesetzen“ eine Absage. Erst müssten die zu erwartenden Verfahren abgewartet und analysiert werden. Es dürfe keine „Schnellschüsse“ geben, sagte ein Vertreter der SPD-Fraktion. Dort, wo es Defizite bei der Gesetzgebung gebe, müsse jedoch gehandelt werden.
Auch die FDP-Fraktion stellte fest, dass „die Ermittlungen erst am Anfang stehen“. Aus Sicht der Linksfraktion ist es sehr zweifelhaft, ob eine Liberalisierung zu einer besseren Kontrolle führen würde. Die Liberalisierung des Finanzmarktes habe das Gegenteil erwiesen.
Viel Geld bedeute auch viel Korruptionsgefahr, stellte die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen fest und äußerte Bedenken gegen eine Marktöffnung für private Wettanbieter, da dort die Korruptionsanfälligkeit größer sei als bei staatlichen Anbietern.