Die Bundestagswahl 1953 ist eine Abstimmung über den Kurs des ersten Bundeskanzlers der Republik, Konrad Adenauer (CDU), über seine Politik der Westintegration, Wiederbewaffnung und „sozialen Marktwirtschaft“. Die Union gewinnt am 6. September 1953 die absolute Mehrheit der Mandate dank eines starken Stimmenzuwachses von 31 auf 45,2 Prozent. Die Wahlbeteiligung ist auf 86 Prozent gestiegen und wird als Zustimmung zur Demokratie gewertet. Erstmals erscheint die Zweitstimme auf dem Wahlzettel. Neu ist auch, dass Statisten die Stimmabgabe und Wahlbeteiligung aufgeschlüsselt nach Geschlecht und Alter erheben.
Für die SPD tritt erstmals der Partei- und Fraktionsvorsitzende Erich Ollenhauer an, der beide Ämter von dem im August 1952 verstorbenen Kurt Schumacher übernommen hat. Adenauer geht auf Konfrontationskurs zur SPD, deren Spitzenkandidat bleibt lieber sachlich. Der Aufstand in der DDR am 17. Juni 1953 schürt die Angst vor dem Kommunismus und ist für viele Wähler ein Argument für die Westbindung Adenauers. Zudem scheint der Aufschwung seit Mitte 1952 dessen Wirtschaftspolitik zu bestätigen.
Im Juni 1953 hat der Bundestag ein neues Wahlgesetz mit der Fünfprozenthürde verabschiedet. Danach dürfen Parteien nur noch in den Bundestag einziehen, wenn sie mindestens fünf Prozent der abgegebenen Stimmen erhalten oder in einem Wahlkreis mindestens ein Direktmandat gewinnen.
Bis heute gültig ist die ebenfalls zu dieser Wahl eingeführte Zweitstimme. Der Wähler hat nun zwei Stimmen für die Wahl. Mit der Erststimme wird der Kandidat in einem Wahlkreis direkt gewählt und mit der Zweitstimme die Partei. Das neue Wahlgesetz erhöhte auch die Zahl der Bundestagsmitglieder auf 484.
Unter den 16 Parteien, die zur Wahl antreten, gehören die Partei der guten Deutschen (PdgD) sowie die Notgemeinschaft Bayerisches Grenzland (NBayG).
Die großen Parteien, deren Wahlkampf noch nicht staatlich gefördert wird, plakatieren vor allem ihre Spitzenkandidaten. Ein Slogan der CDU auf dem Porträt von Konrad Adenauer lautet: „Deutschland wählt Adenauer!“, auf einem anderen steht: „Er knüpft die Fäden zur freien Welt“. Die SPD formuliert „Statt Adenauer Ollenhauer“ und lässt einen Verstorbenen antreten: „Kurt Schumacher mahnt: Wählt Sozialdemokraten.“ Die FDP setzt auf die Angst vor dem Kommunismus: „Wo Ollenhauer pflügt, sät Moskau. Wählt FDP.“
Im zweiten Bundestag sind nur noch fünf Fraktionen vertreten. Die Union (45,2 Prozent) wird erneut stärkste Fraktion und erhält 243 Mandate, die SPD erzielt 28,8 Prozent, 0,4 Prozent weniger als bei der ersten Bundestagswahl, und damit 151 Mandate. Die FDP muss auch Verluste hinnehmen, sie erhält 9,5 Prozent (48 Sitze). Der Gesamtdeutsche Block/Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (GB/BHE) zieht als neue Partei mit 27 Sitzen (9,5 Prozent) in den Bundestag ein. Die DP (Deutsche Partei) zieht mit 15 Abgeordneten in den Bundestag ein. Drei Abgeordneten gehen für die Zentrumspartei in den Bundestag.
Der Bundestag wählt erneut Adenauer zum Bundeskanzler, der eine Koalition aus Union, FDP, DP und der 1950 gegründeten Vertriebenenpartei GB/BHE bildet.
1955 spaltet sich die Fraktion der GB/BHE und verlässt die Koalition. Sieben Abgeordnete schließen sich der Union an. Wegen einer geplanten Wahlrechtsreform geht auch der größte Teil der FDP 1956 zur Union.
Seit der Wahl 1953 werten Statistiker Wahlbeteiligung und Wahlverhalten von Frauen und Männern in einem bestimmten Alter aus. Mit Hilfe gekennzeichneter Stimmzettel (Mann oder Frau, Altergruppe) ermittelt die amtliche Statistik die Stimmabgabe in repräsentativen Wahlbezirken und rechnet die Ergebnisse auf das Bundesgebiet hoch. Erstmals befragen in diesem Wahljahr Forscher auch die Wähler nach der Stimmabgabe, um Daten nach anderen sozialen Merkmalen wie Beruf und Konfession zu erheben. Die Ergebnisse zeigen ein relativ konstantes Wahlverhalten: So wählen Katholiken überdurchschnittlich CDU, nicht katholische Arbeiter überwiegend die SPD, nicht katholische Selbstständige die FDP.