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Eine Stachelbeere mit Augen rollt sich durch eine Welt aus Zahnrädern und Klippen und bekämpft ihre Gegner mit der Kraft der eigenen Wut - mit seinem Jump’n’Run-Spiel "GooseGogs" gewann der 16-jährige Schüler Frederic Schimmelpfennig den Deutschen Computerspielpreis im Schülerwettbewerb. Der Deutsche Computerspielpreis wurde am Donnerstag, 29. April 2010, zum zweiten Mal vergeben. Er war 2008 auf Initiative des Deutschen Bundestages zusammen mit den Branchenverbänden ins Leben gerufen worden, um innovative, kulturell und pädagogisch wertvolle Computerspiele zu fördern. Im Rahmen der Deutschen Gamestage wurde der mit insgesamt 500.000 Euro dotierte Preis in Berlin verliehen.
Computerspiele werden oft mit Gewalt in Verbindung gebracht. "Der Computerspielpreis kann dies ändern", betonte Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) in seiner Einführungsrede zur Preisverleihung. Der Preis wolle "pädagogisch und kulturell wertvolle Spiele würdigen" und so die Spielehersteller zur Produktion neuer Spiele anregen. Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD), fügte hinzu: "Der Preis übermittelt eine positive Botschaft: Es gibt viele sehr gute Computerspiele, und diese werden auch gefördert".
Bewerben konnten sich alle Publisher und Entwickler von Computerspielen in Deutschland. In insgesamt neun Kategorien wie "Bestes Serious Game", "Bestes mobiles Spiel" oder "Bestes Jugendspiel" hat eine 36-köpfige Jury aus Fachleuten und Redakteuren, Producern sowie den drei Bundestagsabgeordneten Thomas Jarzombek (CDU/CSU), Dorothee Bär (CDU/CSU) und Monika Griefahn (SPD) herausragende deutsche Spieleproduktionen ausgezeichnet. Ein Sonderpreis prämierte außerdem international produzierte Spiele. Den Hauptpreis des Besten Deutschen Computerspiels 2010 gewann das Adventure "Anno 1404".
Für die Spiele fantasiereicher Studenten und Schüler gab es Sonderkategorien. Schüler und Studenten konnten sich auch mit Konzepten bewerben. Denn um ein Computerspiel bis zur Marktreife zu bringen, brauche es nicht nur Zeit und Ideen, sondern auch Geld, erklärte Moderator Klaas Heufer-Umlauf. Der 16-jährige Schüler Frederic Schimmelpfennig aus Bad Schwalbach gewann mit seinem Konzept für das Jump'n'Run-Spiel "GooseGogs", eine Studentengruppe der Mediadesign Hochschule Düsseldorf mit dem Spielkonzept "Night of Joeanne", einem Survival-Horror-Game.
Die Jury begründete ihre Entscheidung so: "Auch wenn das Spiel aufgrund seines Settings nicht für Kinder geeignet ist, wird hier sowohl Schwäche für die Spieler erfahrbar gemacht als auch ein schwieriges Thema zugänglich umgesetzt, weswegen es als wertvoll im Sinne der Einreichungsregeln gewertet werden kann." Mit dem Preisgeld von 35.000 Euro komme man "richtig weit, aber nicht ganz ans Ziel", sagten die Studenten.
Unter der Schirmherrschaft von Thomas Jarzombek (CDU/CSU), Mitglied im Unterausschuss Neue Medien, hatten Bundestagsabgeordnete im Vorfeld mit Vertretern der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK), des Bundesverbands Interaktive Unterhaltungssoftware e.V. (BIU) und des Bundesverbands der Entwickler von Computerspielen (G.A.M.E.) e.V. über Jugendmedienschutz beraten. Anschließend konnten die Abgeordneten die für den Deutschen Computerspielpreis nominierten Spiele testen und mit den Herstellern der Spiele diskutieren.
Der Bundestag hat im Rahmen des Jugendschutzes immer wieder gefordert, wertvolle Computerspiele zu stärken und zu fördern. Am 21. Februar 2008 stimmte der Bundestag einem Antrag der Fraktionen CDU/CSU und SPD zu, in dem die Bundesregierung aufgefordert wurde, "kulturell und pädagogisch" wertvolle Computerspiele zu fördern und einen Preis für besonders hochwertige Computerspiele zu etablieren. In verschiedenen Kategorien sollte der Preis Spiele prämieren, die in Deutschland produziert wurden.
Über die Vergabe der Preise entscheidet die unabhängige Jury, deren Mitglieder je vom Deutschen Bundestag, vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und von der Spielewirtschaft bestimmt werden. Erstmals wurde der Deutsche Computerspielpreis im 2009 in München vergeben. Die jährliche Preisverleihung findet abwechselnd in München und Berlin statt. Der Preis wird von den Branchenverbänden BIU e.V., BVDW e.V. und G.A.M.E. e.V. gemeinsam mit dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU), vergeben und vom Medienboard Berlin-Brandenburg gefördert.