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Der Kunst-Raum des Deutschen Bundestag ist in diesen Tagen einer jener Orte im Berliner Parlamentsviertel, in denen man der Sommerhitze entkommen kann. Der Ausstellungsraum liegt nämlich nicht nur im Schatten des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses, sondern ist auch gut klimatisiert. Und in die Kühle hinein spielt der Komponist und Musiker Oli Bott auf einem Vibrafon seine Interpretation eines Stücks von Miles Davis.
Dass es hier angenehm kühl ist und dass Jazz gespielt wird, ist aber nicht der einzige Grund, warum der Raum am Mittwochabend, 21. Juli 2010, so gut besucht ist. Denn während draußen die Touristen die architektonische Gegenwart besichtigen, geht es hier im Kunst-Raum um die zukünftige Architektur. Und vor allem geht es um Kunst.
Denn an der Straßenkreuzung zwischen Dorotheenstraße und Wilhelmstraße im Berliner Parlamentsviertel baut der Bundestag zurzeit ein neues Gebäude für die Abgeordneten mit Büros und Konferenzräumen, in der Nähe von Jakob-Kaiser-Haus und Reichstag.
Seit 2008 laufen die Arbeiten, im Sommer 2011 wird das Gebäude eröffnet. Kunst spielt schon während der Bauarbeiten eine wichtige Rolle. Denn immer wenn der Bundestag baut, müssen zwei Prozent der Baukosten in Kunstwerke am und im Gebäude investiert werden müssen. Das schreibt die “Kunst-am-Bau-Richtlinie” des Bundestages vor.
Deshalb hat der Kunstbeirat des Deutschen Bundestags drei Orte festgelegt, die künstlerisch gestaltet werden sollen. Einen Tunnel, der zum Jakob-Kaiser-Haus führt, einen großen Innenhof und das Eingangsfoyer an der Straßenkreuzung. Anders als Tunnel und Innenhof wird das Foyer zum Teil öffentlich zugänglich sein, weil der Sicherheitsbereich erst einige Meter hinter dem Eingang beginnen wird.
Für diese drei Orte hat das Bundesamt für Raumwesen und Raumordnung einen Wettbewerb ausgeschrieben, in dem Künstler und Landschaftsarchitekten Vorschläge eingereicht haben. Ende Juni entschied eine Jury darüber, wer den Wettbewerb gewinnt und wessen Vorschlag dann im neuen Gebäude zu sehen sein wird.
Im Kunst-Raum des Bundestages sind jetzt die Gewinner-Beiträge des Wettbewerbs und die Werke weiterer Teilnehmer ausgestellt.
Für den Tunnel zum Jakob-Kaiser-Haus wählte die Jury den Vorschlag der Berliner Künstlerin Gunda Förster aus. Sie will den fensterlosen Gang auf voller Länge mit einer Installation aus LED-Lichtlinien ausstatten. Der gelblich-orangene Ton soll an Sonnenlicht erinnern und der Gang durch die unterirdische Verbindung damit zu einer positiveren Erfahrung werden.
Vorbehaltlich der Zustimmung des Kunstbeirates wird der Schweizer Peter Wüthrich für das Foyer zwei quadratische Skulpturen aus jeweils 300 Büchern anfertigen, die dann dort an den Wänden befestigt werden. Mit der Zahl der Bücher bezieht sich Wüthrich auf die Zahl der Abgeordneten im Bundestag.
Den Innenhof gestalten der Schweizer Landschaftsarchitekt Guido Hager und der Künstler Beat Zoderer. Sie wollen eine Blumenwiese anlegen, über die viele Wege verlaufen, die sich zu einer Art Netzwerk zusammenfügen sollen. Im mittleren Teil des Innenhofs wird ein runder Pavillon entstehen, getragen von filigranen, schräg stehenden bunten Säulen.
In einer Rede zur Ausstellungseröffnung hob die CDU-Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Kulturausschusses, Professor Monika Grütters, hervor, wie sie die Kunstförderung des Bundestages versteht: “Wir wollen damit die Freiheit der Kunst schützen und fördern, aber nicht von oben herab Vorgaben machen, welche die Künstler einschränken. Und vor allem wollen wir nicht, dass die Kunst in den Gebäuden des Bundestags nur als gefällige Dekoration dient. Im Gegenteil, wir wollen, dass diese Kunstwerke im Idealfall Sinn und Identität stiften und Abgeordnete, Mitarbeiter und Besucher zum Nachdenken anregen können”, sagte Grütters.
Die Ausstellung im Kunst-Raum des Deutschen Bundestages läuft vom 22. Juli bis 12. September 2010 und hat von Dienstag bis Sonntag jeweils von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei, der Zugang zum Kunst-Raum erfolgt über die Spreepromenade am Schiffbauerdamm in Berlin-Mitte).