Navigationspfad: Startseite > Presse > Aktuelle Meldungen (hib) > Januar 2011 > Expertin: Sport sollte Bestandteil jeder Tumortherapie sein
Berlin: (hib/HAU/KT) Auch bei Patienten mit fortgeschrittenen Krebserkrankungen hat der Sport eine therapeutische Bedeutung. Das sagte die Onkologin Elke Jäger vom Nordwest-Krankenhaus in Frankfurt am Main am Mittwochnachmittag vor dem Sportausschuss. Bei Patienten, die an Dickdarmkrebs leiden, würden diejenigen, die kein Sport treiben deutlich früher sterben als jene, die regelmäßig ein Ausdauertraining betreiben. ”Patienten, die ihr Sportverhalten im Laufe einer Erkrankung ändern, können das Sterberisiko positiv beeinflussen“, machte die Medizinerin deutlich. Laut neuster Studien gelte für Patienten mit Prostatakrebs, die sich regelmäßig sportlich betätigen ein um bis zu 60 Prozent geringeres Sterberisiko.
Jäger machte deutlich, dass eigenen Untersuchungen zufolge bei 80 Prozent der sich in einer Chemo-, Hormon- oder Strahlentherapie befindlichen Patienten, die sich einem begleitendem Sportprogramm unterzogen hätten, eine messbare Zunahme der Leistungsfähigkeit zu beobachten gewesen sei. Ihrer Ansicht nach müsse daher Sport Bestandteil jeder Tumortherapie sein.
”Der aktive Sportler war nicht immer schon stark und der Patient nicht immer schon krank“, sagte Fernando C. Dimeo, Leiter der sportmedizinischen Abteilung des Benjamin Franklin Klinikums Berlin. So wie der Sportler durch Training in Form gekommen sei, könne auch der Patient durch Sport eine höhere Leistungsfähigkeit erlangen, schätzte er ein. Bei Durchblutungsstörungen des Herzens etwa sei körperliche Aktivität eine ”kausale Therapie“. Betablocker würden in dem Fall zwar die Krankheit ”betäuben“. Mit körperlicher Aktivität könne man solche Krankheiten hingegen heilen. Sport sei auch wichtig für die Prävention, sagte Dimeo. Ein Mensch der angesichts von Übergewicht und erhöhten Zuckerwerten ”auf der Kippe steht, krank zu werden“ könne durch Sport eine höhere Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit erreichen.
Den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge sollten Kinder und Jugendliche mindestens dreimal pro Woche intensive körperliche Aktivitäten betreiben, sagte Professor Alfred Rütten, Leiter des Institutes für Sportwissenschaften an der Universität Erlangen-Nürnberg. Erwachsene sollten zusätzlich noch an mindestens zwei Tagen muskelstärkende Aktivitäten unternehmen. In Deutschland würde sich jedoch nur die Hälfte aller Erwachsenen ausreichend bewegen, sagte Rütten. Er vertrat die Ansicht, dass die wichtigste Zielgruppe für Programme zur Bewegungsaktivierung nicht immer Kinder und Jugendliche sein müssten, da es nicht zwingend einen Zusammenhang zwischen dem Bewegungsverhalten in der Kindheit und dem Erwachsenenalter gebe. Für die Bewegungsaktivierung älterer Menschen sei zudem die direkte Kosteneinsparung gut belegt. Es gebe Studien, nach denen Diabetes-Patienten jährlich 1.000 Euro weniger an Kosten verursachten, wenn sie zweimal pro Woche ein Fitnessstudio nutzten.
Jochen Breuer vom Spitzenverband der Gesetzlichen Unfallversicherungen vertrat hingegen die Ansicht, dass sich mit ”sportiv aktiven Kindern“ ein Langzeiteffekt erzielen lasse. Feinmotorik und Mobilität seien dann auch im fortschreitenden Alter vorhanden, sagte er. ”Wer als Kinder Fahrrad fährt, fährt auch in der Zukunft.“ Große Bedeutung für die Prävention habe aus Sicht der Unfallversicherungen der Betriebssport. Zwar trage der zum gesamten Unfallgeschehen mit bis zu zehn Prozent bei. Dieses ”Risiko“ abzuschaffen sei dennoch falsch, da belegbar sei, dass Mitarbeiter von Unternehmen die Betriebssport anbieten ”gesünder sind, weniger Fehlzeiten haben und auch weniger Arbeitsunfälle erleiden“.
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