Navigationspfad: Startseite > Dokumente & Recherche > Textarchiv > 2010 > Tabea Rößner
Mit ganzem Herzen Grün, steht auf der Internetseite von Tabea Rößner. Die Fernsehjournalistin und Mutter zweier Töchter ist eine von 202 neuen Abgeordneten im 17. Deutschen Bundestag. Tabea Rößner kandidierte auf der rheinland-pfälzischen Landesliste und war außerdem Direktkandidatin im Bundestagswahlkreis Mainz. Der Erfolg der rheinland-pfälzischen Grünen ist auch ihr ganz persönlicher, weil es ihr gelang, so viele Menschen für grüne Themen zu sensibilisieren. Der Wahlerfolg von 9,7 Prozent in Rheinland-Pfalz gibt ihr recht - es ist das beste Ergebnis bei einer Bundestagswahl.
Bereits vor 30 Jahren - damals noch als Gymnasiastin - interessierte sich die Tochter eines Pfarrers aus dem Münsterland für grüne Politik. "In unserer Familie, wir waren sechs Kinder, wurde immer viel diskutiert - über Gleichbehandlung, soziale Gerechtigkeit, die Verachtung von Krieg und die Frage: Wie können Menschen friedlich miteinander leben? Hintergrund ist: Mein Vater war als junge Pfarrer Missionar in Namibia und hat den Konflikt zwischen schwarz und weiß unmittelbar erfahren müssen. In unserem Haus gab es oft Afrikaner, die beruflich nach Deutschland kamen und die mein Vater unterstützte, indem er sie bei uns wohnen ließ. Ich habe mich also schon in frühester Jugend mit sozialen Themen auseinandergesetzt und bin quasi damit aufgewachsen", sagt Rößner.
Als die Grünen 1980 zum ersten Mal bei einer Bundestagwahl antraten, fieberte sie als Jugendliche mit und war bitter enttäuscht, dass aus dem Einzug ins Parlament nichts wurde. "Damals wurden Menschen, die sich für Umweltthemen engagierten, noch als grüne Spinner abqualifiziert - doch diese Zeiten sind zum Glück längst Geschichte", sagt die Abgeordnete.
Als Schülerin jobbte Tabea Rößner in einem Dritte-Welt-Laden, war in einer Anti-Apartheid-Gruppe und in einem Chile-Arbeitskreis von amnesty international aktiv. 1981 nahm sie an der ersten großen Demonstration der Friedensbewegung in Bonn teil. "Ich glaube, damals wurde mir klar, dass man mit Engagement für eine Sache und überzeugenden Argumenten viele Menschen erreichen kann ", sagt Rößner und fügt an: "Damals wäre es mir allerdings nicht im Traum eingefallen, in eine Partei einzutreten, denn die etablierten Parteien waren für junge Leute abschreckend. Man verband sie mit einer konservativen Lebenseinstellung und mit alten Männern mit dicken Zigarren."
1985 begann Tabea Rößner in Köln zu studieren - Musikwissenschaft. Ein Jahr später wechselte sie an die Universität Frankfurt am Main. "In meinen ersten Tagen an der neuen Uni musste ich mich erst einmal orientieren. Daei traf ich eine andere Studentin, die mit mir diesen Orientierungslauf durch die Institute machte. Sie lud mich zu ihrer Geburtstagsparty ein. Als ich ankam, öffnete mir ihr Freund die Tür: Joschka Fischer. Das hat mich als junge Studentin natürlich verblüfft und wirklich beeindruckt. Damals war Joschka schon Minister in Hessen und verkörperte eine anderes Lebensgefühl - zur Vereidigung im Landtag erschien er in Turnschuhen. Ich war, ohne es vorher zu wissen, bei den Grünen angekommen ", erzählt Rößner.
Schon 1986 wurde sie Mitglied der Partei und gründete mit anderen Studenten an der Universität in Frankfurt eine Hochschulgruppe und den grünen Jugendstammtisch, aus dem später die Grüne Jugend hervorging.
1996 zog sie von Frankfurt nach Mainz - dort hatte sie einige Jahre zuvor ein Aufbaustudium in Journalistik absolviert und arbeitete als Fernsehredakteurin. In Mainz startete sie dann parteipolitisch richtig durch und war neben ihrer Arbeit als Fernsehjournalistin beim ZDF von 1998 bis 2006 im Kreis- und von 2001 bis 2006 im Landesvorstand von Bündnis 90/Die Grünen und ab 2004 im Mainzer Stadtrat tätig.
Im Jahr 2006 wurde Tabea Rößner Mitglied im Parteira. Der Bundesvorstand berief sie in seine Kinderkommission, und sie war Mitglied im Bundesfrauenrat. Eine beeindruckende Liste mit Aufgaben, die die engagierte Journalistin trotz Berufstätigkeit absolvierte. Zusätzlich vertrat sie im Stadtelternbeirat die Rechte ihrer und anderer Kinder. Als sich im Jahr 2009 der Verein "Rheinhessen gegen Rechts " gründete, ließ sich Tabea Rößner in den Vorstand wählen.
2009 kandidierte Tabea Rößner dann für Bündnis 90/Die Grünen für den Bundestag. Viele Wochen, Tage und Stunden war sie im Wahlkampf unterwegs. Auf Straßen und Plätzen, auf Podiumsdiskussionen und auf zahlreichen Internetplattformen warb sie um Vertrauen und trat für grüne Themen ein: für eine grüne Energiepolitik ohne Kohle- und Atomkraftwerke, für gentechnikfreie und gesunde Lebensmittel, für eine biologische Vielfalt, für Datenschutz, ausreichend Kindergartenplätze und Bildung für alle.
Am Ende hat sich ihr Engagement gelohnt. Dass die Grünen bei ihren Themen und ihrem Personal glaubwürdig waren, überzeugte: Tabea Rößner schaffte den Einzug ins höchste deutsche Parlament. Als Journalistin wurde sie von der neuen Bundestagsfraktion zur medienpolitischen und demografiepolitischen Sprecherin gewählt. Sie ist ordentliches Mitglied im Ausschuss für Kultur und Medien sowie stellvertretendes Mitglied im Innenausschuss und im Ausschuss Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Medienpolitik ist für sie als Journalistin natürlich ein packendes Thema. Medien gelten als vierte Macht im Staate. Diese Macht muss aus Sicht von Tabea Rößner erhalten bleiben: "Ich möchte Qualitätsstandards im Journalismus weiter stärken und die gesellschaftliche Diskussion in, um und mit den Medien begleiten und gestalten. Die Informationsvielfalt muss gewahrt und die Versorgung mit Informationen gewährleistet sowie die Rundfunkfreiheit gestärkt werden."
Als erfahrende Redakteurin im Kinder- und Jugendjournalismus bewegt sie auch die Frage: Wie werden wir in den nächsten Jahren mit Medien umgehen? "Hier muss die Medienkompetenz, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, gestärkt werden", so Rößner.
Als demografiepolitische Sprecherin will sie dazu beitragen, die Chancen und Potenziale des demografischen Wandels zu nutzen. So arbeitet sie an dem Thema, wie Mobilität und gesellschaftliche Teilhabe auch in bevölkerungsarmen Gegenden gewährleistet werden können. Dreieinhalb Jahre harter politischer Arbeit liegen vor der vitalen Politikerin, die keinen Zweifel daran lässt, dass sie alles tun wird, um nachhaltige Spuren grüner Politik zu hinterlassen.